Christiane Libor und Claar ter Horst
Bleibende Maßstäbe
von Ruth Renée Reif
13. April 2023
Die Sopranistin Christiane Libor und die Pianistin Claar ter Horst bringen am 18. Mai 2023, dem 11. Todestag von Dietrich Fischer-Dieskau, diesem mit einer Soirée im Schloss Kempfenhausen eine Hommage dar.
Dietrich Fischer-Dieskau galt nach Einschätzung der Times zu seinen Lebzeiten als „bester Liedsänger der Welt“. Mit einer jedes Wort artikulierenden Genauigkeit seines Vortrags, in dem Text und Musik gleichberechtigt nebeneinander standen, setzte er bleibende Maßstäbe. Die Sopranistin Christiane Libor und die Pianistin Claar ter Horst bringen Fischer-Dieskau anlässlich seines 11. Todestages unter dem Motto „Sag an, wer lehrt dich Lieder?“ mit einer Soirée eine Hommage dar.
Eröffnet wird der Abend mit ausgewählten Liedern von Franz Schubert, der Anfang und Ende von Fischer-Dieskaus sängerischer Laufbahn bildete. Anfang der 1970er-Jahre erhielt er von der Plattenfirma Deutsche Grammophon den Auftrag, sämtliche für eine Männerstimme geeignete Schubert-Lieder aufzunehmen. Erst damals habe er, so erzählt er in seinen Erinnerungen, verstanden, wie man Phrasen gestalte und ausbalanciere, wie Betonungen zu verteilen seien und Harmonie mit Metrum koordiniert werde.
Christiane Libor und Claar ter Horst haben beide noch mit Fischer-Dieskau gearbeitet. Libor gehörte Fischer-Dieskaus Liedinterpretationsklasse an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin an. Und Claar ter Horst begleitete den Unterricht und die Meisterkurse von Fischer-Dieskau. Jenes Lied, das dem Abend das Motto gibt, steht als erstes auf ihrem Programm: Geheimnis mit dem Untertitel An F. Schubert. Johann Baptist Mayrhofer, von dem Schubert rund 50 Lieder vertonte und zeitweilig auch zusammenlebte, brachte darin seine Liebe zu Schubert zum Ausdruck: „Du singst und Sonnen leuchten, Und Frühling ist uns nah.“ Fischer-Dieskau gehörte zu jenen Interpreten, die Schuberts Homosexualität nicht verleugneten, sondern anerkannte, dass in mehreren seiner Lieder ein Mann sich mit seinen Gefühlen an einen Mann wendet.
Das Herzstück des Liederabends bilden die Lieder von Hugo Wolf, jenem Komponisten, mit dem Fischer-Dieskau sein gesamtes Leben zubrachte. „Ich begann mit Hugo Wolf schon in der Kriegsgefangenschaft in Italien: Da wir das Lager nicht verlassen durften, ließ ich mir aus einer Bibliothek in Bologna einen Auswahlband aus dem Italienischen Liederbuch beschaffen und studierte die Stücke ein. Das war mein ‚erster Hugo Wolf‘. Später war dann mein erster Liederabend in Berlin teilweise dem Italienischen Liederbuch gewidmet. Und auch bei meiner ersten Kassette mit LPs in Deutschland handelte es sich um eine Sammlung von Wolfs Mörike-Liedern“, erzählte er 2003 im Gespräch. Anlass war das Erscheinen der Biografie, die Fischer-Dieskau dem „Genie des deutschen Kunstliedes“ zum 100. Todestag widmete.
Im zweiten Teil ihres Liederabends widmen sich Christiane Libor und Claar ter Horst den Rückert-Liedern von Robert Schumann sowie dem Zyklus Vier letzte Lieder von Richard Strauss. Auch zu diesem hatte Fischer-Dieskau den „enzyklopädischen“ Plattenvertrag erhalten, sämtliche Lieder für Männerstimme aufzunehmen. Der Liederabend findet im Rittersaal von Schloss Kempfenhausen in der Gemeinde Berg am Starnberger See statt, wo Fischer-Dieskau ein großes Anwesen besaß und am 18. Mai 2012 starb.
Weitere Informationen zum Liederabend von Christiane Libor und Claar ter Horst am 18. Mai 2023 im Schloss Kempfenhausen: kulturverein-berg.de