Roman­ti­sche Sinn­lich­keit

von Fabian Stallknecht

8. Februar 2019

Mariss Jansons lässt mit seinem großartigen BR-Symphonieorchester und Chor die reiche Palette an Ausdrucksnuancen von Beethovens C-Dur-Messe auf faszinierende Weise hörbar werden.

Beet­ho­vens Messe in C‑Dur op. 86 steht von jeher ein wenig im Schatten der „großen Schwester“ Missa Solemnis. Sie offen­bart nicht wie jene das große Ringen, die künst­le­ri­sche Ausein­an­der­set­zung mit dem Glauben, bietet aber eben­falls eine reiche Palette an Ausdrucks­nu­ancen und indi­vi­du­ellen Deutungen des litur­gi­schen Textes. Diese lässt mit seinem groß­ar­tigen BR-Sympho­nie­or­chester und Chor auf faszi­nie­rende Weise hörbar werden, vom wie aus dem Nichts kommenden Beginn über eindring­liche Piano-Geflechte bis hin zur großen Klang­de­mons­tra­tion; immer unpre­ten­ziös, sinn­lich und diffe­ren­ziert. Für Jansons gehört Beet­hoven defi­nitiv zur Romantik, dennoch ist der Klang schlank, flexibel und ohne aufge­setzten Pomp; eine Lesart, die auch das homo­gene, kulti­viert singende Solis­ten­quar­tett mitträgt. Als „Raus­schmeißer“ gibt es eine fulmi­nante, mit sinfo­ni­schem Feuer­atem gespielte Leonore III.