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Plädoyer für kritischen Kulturjournalismus
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Willkommen in der neuen KlassikWoche,
heute mit einem etwas anderen Newsletter. CRESCENDO-Herausgeber Winfried Hanuschik erklärt, was ihm kritischer Kulturjournalismus bedeutet, und mit welchen Mitteln immer wieder versucht wird, Einfluss auf unsere Berichterstattung zu nehmen. Es geht unter anderem um eine juristische Auseinandersetzung mit dem Dirigenten Teodor Currentzis und ein Plädoyer für engagierten und mutigen Journalismus. Zunächst schauen wir aber kurz zurück auf das Klassik-Jahr 2023.
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Rückblick: Tops und Flops 2023
Die drei Klassik-Tops und die drei Klassik-Flops des Jahres 2023. In dieser Video-Kolumne stelle ich meinen ganz persönlichen Jahresrückblick vor. Am Ende gibt´s einen kurzen Schlenker nach Kassel und eine Buchempfehlung für die Weihnachtstage!
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Bevor ich an den Herausgeber weitergebe noch dieses: Ich arbeite inzwischen seit 16 Jahren mit Winfried Hanuschik zusammen: Wir haben das CRESCENDO Ende 2007 einige Jahre lang gemeinsam weiter entwickelt, haben miteinander gerungen, gestritten und eine gemeinsame und freundschaftliche Kultur für Argumente und Diskussionen entwickelt. Basis ist dabei das gegenseitige Vertrauen und der Gedanke, unsere Begeisterung für die Musik zu teilen! Es gibt wenige Herausgeber, die ihren Autoren so sehr vertrauen, ihnen, auch wenn es schwierig wird, den Rücken stärken und sich mit Leidenschaft und großem Risiko als Ermöglicher begreifen. Das CRESCENDO und dieser Newsletter sind ein Teil dieses journalistischen Machertums, vor dem ich – nicht nur weil Weihnachten ist – den Hut ziehe!
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Gemeinsam für kritischen Journalismus
Liebe Leserinnen und Leser der KlassikWoche,
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mit dem letzten Newsletter in diesem Jahr möchte ich Sie als Verleger von CRESCENDO auf einen Blick hinter die Kulissen mitnehmen. In den letzten vier Jahren ist die KlassikWoche zu einer zentralen Informationsquelle der Klassik-Liebhaber und der Klassik-Branche geworden. Ich freue mich, wie viele von Ihnen uns sagen oder schreiben, dass Sie sich auf den Montag freuen, da wir Ihnen dann aktuelle Debatten und gut recherchierte Geschichten in einem unterhaltsamen Format liefern. Dass Sie uns berichten, wie unser Newsletter beim Publikum und hinter den Kulissen des Musikbetriebes diskutiert wird. Wir sind davon überzeugt, dass Kunst und die Kultur kritischen Journalismus brauchen, der die Protagonisten bei ihren Entscheidungen beobachtet und Zusammenhänge sichtbar macht.
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Das Ergebnis liest sich oft leicht dahingeschrieben, tatsächlich ist derartiger Journalismus aber sehr aufwändig und steht schnell in der Kritik. Wir können das gut aushalten – denn das ist unsere Aufgabe. Und wir schätzen es, Meinungen auszutauschen und Themen zu debattieren.
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„Wir erleben immer wieder den Versuch der Einflussnahme“ Winfried Hanuschik
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Oft wird versucht, Einfluss auf unsere Berichterstattung zu nehmen. Manchmal schon im Kleinen, wenn kritische Berichte zu Werbeeinbußen führen. Wir haben es aber auch mit Einschüchterungen zu tun und zuweilen gar mit Sabotage. Wir haben Diskriminierungen und Verleumdungen hinter den Kulissen – auch durch sogenannte „Trollfabriken“ – erlebt und gezielte Attacken auf unsere technische Infrastruktur. Regelmäßig versuchen Personen und Unternehmen, über die wir kritisch berichten, unsere Arbeit mit Androhung juristischer Schritte zu erschweren. Wir haben es mit teilweise kruden Versuchen, eine Gegendarstellung zu erwirken zu tun oder mit Unterlassungsforderungen und Klagen, die am Ende vor Gericht ausgefochten werden müssen, um der Wahrheit zu ihrem Recht zu verhelfen. All das gehört zum Qualitätsjournalismus dazu.
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In den letzten Jahren haben wir derartige Klagen in den für uns zentralen Aussagen meistens gewonnen. Dennoch fressen solche Verfahren nicht nur Geld, sondern auch Zeit und Nerven. Für ein kleines Medienunternehmen wie meines, geht das durchaus an die Substanz.
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In diesem Jahr waren es vor allem die kulturpolitischen Verstrickungen nach Russland, die wir aufgedeckt haben und mehrere juristische Auseinandersetzungen in dieser Sache führen mussten.
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Etwa mit dem Kulturmanager Andreas Richter, der für das Orchester UTOPIA tätig ist. Das Landgericht Hamburg hat inzwischen entschieden, dass es durchaus zulässig ist, dessen Arbeit in Sachen UTOPIA als „Geheimniskrämerei“ zu interpretieren. Sowohl, da Herr Richter auf unsere konkreten Nachfragen nicht geantwortet hat als auch, da die Financiers des Orchesters nicht transparent sind. Den vollständigen Text können Sie hier nachlesen und hier die Details.
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Der Begriff Kulturpropaganda bei Teodor Currentzis ist zulässig Landgericht Hamburg
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In einem Verfahren, das der Dirigent Teodor Currentzis gegen CRESCENDO angestrengt hat, haben wir ebenfalls in einem für uns entscheidenden Punkt Recht vor dem Landgericht Hamburg bekommen. So war es in dem hier erschienenen Beitrag legitim zu titeln „Putin zahlt Currentzis für Kultur-Propaganda“. Das Gericht erklärte: „Der Umstand, dass das Diaghilev-Festival, dessen künstlerischer Leiter der Antragsteller (Teodor Currentzis, die Red.) ist, Fördermittel in einem Umfang von umgerechnet 280.000 Euro aus dem Fonds erhalten hat, ist unstreitig. Auch bei dem Begriff 'Kultur-Propaganda' handelt es sich um eine zulässige, wertende Meinungsäußerung, für die Anknüpfungstatsachen bestehen. So ist der Antragsteller als künstlerischer Leiter des Festivals tätig, dessen Namensgeber, Sergej Diaghilev, in der Begründung der Förderung des Festivals für seine Verdienste um das internationale Ansehen Russlands gewürdigt wird.“
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„Wenn Sie kritischen Journalismus für wichtig halten – zeigen Sie es!“ Winfried Hanuschik
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Uns liegt eine gesunde, funktionierende Demokratie am Herzen. Dafür braucht es investigativen, kritischen, unabhängigen und mutigen Journalismus. Aber auch Menschen und Unternehmen, die diesen Journalismus unterstützen. Derzeit finanziert sich die KlassikWoche ausschließlich aus Werbeeinnahmen. Und wir freuen uns, wenn Sie auch weiterhin zeigen, dass Sie es für wichtig halten, dass es Medien wie uns gibt. Ihre Bannerwerbung ermöglicht einen freien Journalismus in der Kultur. Ganz abgesehen davon, dass es wohl kaum ein anderes Medium gibt, das so aufmerksam von Ihrer Zielgruppe gelesen wird. Wenn Sie es für wichtig halten, dass es Medien wie die KlassikWoche gibt – zeigen Sie es! Vielleicht sogar, wenn wir Sie auch mal kritisieren, denn das gehört zur Glaubwürdigkeit. Wir freuen uns, wenn Sie auch im kommenden Jahr bewusst in Ihre Botschaften und unseren Journalismus investieren. Und wenn sie es noch nicht tun – vielleicht ist das ja ein guter Vorsatz für das kommende Jahr!
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Wir alle in der CRESCENDO-Redaktion wünschen Ihnen ein besinnliches Weihnachtsfest und ein erfolgreiches 2024. Danke für Ihre Treue, Ihre Kritik, Ihr Lob und Ihr Vertrauen.
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Und wo bleibt das Positive, Herr Brüggemann?
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Ja, wo zum Teufel bleibt es denn? Vielleicht in den Gedanken, die sich wie ein Bogen über die täglichen und wöchentlichen Nachrichten aus der Klassik spannen. Wir befinden uns offensichtlich auf vielen Ebenen in einer Zeit des Umbruches. Wir müssen ansehen, wie vieles, das wir lieben, verloren geht. Aber wir sehen auch, dass neue Leerstellen entstehen. Und es ist eine wunderbare Herausforderung, diese neuen Orte gemeinsam zu definieren, sie mit Leben zu füllen und vielleicht mit kulturellen Welten, die besser noch als das, was wir hatten, in die Zahnräder unserer Welt greifen. Ja, zuweilen ist unserer Gegenwart zum Verzweifeln – aber: sie ist auch eine Herausforderung, die wir mir Lust, Neudenken und Inspiration anpacken können. Diese Woche habe ich die Uraufführung von Lass uns die Welt vergessen an der Volksoper Wien gesehen: Das Ensemble probt eine Operette zur Zeit des Einmarsches Hitlers nach Österreich. Wie verhalten sich die Mitglieder des Ensembles, wie reagieren Juden und Österreicher, und vor allen Dingen: Wie verkommt eine diverse Kultur, wenn sie „arisch“ gleichgeschaltet wird? Selten hat mich ein Theaterabend so nachhaltig beeindruckt wie dieser, was Sie auch hier im Jahresrückblick sehen können). Wenn Sie die Chance haben, gehen Sie hin (oder hören Sie rein in den historischen Podcast dazu)! Ach ja, und wenn Sie dann noch hören wollen, wie Dorothea Gregor und ich über die aktuelle KlassikWoche plaudern, dann bitte hier entlang (Apple Podcast, Spotify oder alle anderen Player).
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In diesem Sinne: Halten Sie die Ohren steif, eine besinnliche Weihnachtszeit und ein großartiges Neues Jahr.
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Und noch etwas in eigener Sache
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Auf meinem YouTube-Kanal und auf Instagram halte ich Sie auch zwischen den Jahren auf dem Laufenden – und dann gibt es natürlich noch die Jahresedition der CRESCENDO-Redaktion, die ich Ihnen sehr ans Herz lege. Inspiration auf allen Ebenen!
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P.S.: Unser Titelbild zeigt übrigens eine undatierte Karikatur des Kulturjournalisten Alfred Kerr.
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Gefällt Ihnen die KlassikWoche? Dann sagen Sie´s weiter!
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Wir versenden keine Spam-Mails und verkaufen keine Email-Adressen. Versprochen!
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