Aby Warburg

Nach­leben der Renais­sance

von Ruth Renée Reif

7. September 2020

Aby Warburg hinterließ der Welt ein riesiges unvollendetes Werk: „Mnemosyne“. Das Haus der Kulturen der Welt in Berlin zeigt die Originalfotografien jenes legendären Bilderatlas.

Aby Warburg hinter­ließ der Welt ein riesiges unvoll­endetes Werk: Mnemo­syne. Das in Berlin zeigt von 4. September bis 30. November 2020 die Origi­nal­fo­to­gra­fien jenes legen­dären Bilder­atlas. Und die Berliner Gemäl­de­ga­lerie stellt 30 jener Kunst­werke aus, die Warburg als Vorlage dienten.

Aby Warburg war einer der bedeu­tendsten Kunst­his­to­riker des späten 19. und frühen 20. Jahr­hun­derts. Als ältester Sohn der wohl­ha­benden Bankiers­fa­milie Warburg verkaufte er sein Erst­ge­burts­recht an seinen Bruder, um sich ganz seiner Leiden­schaft hingeben zu können, der grie­chi­schen Antike und der Renais­sance. Vor allem ein großes Projekt, mit dem er sich in seinen letzten Lebens­jahren befasste, faszi­niert bis heute. Es handelt sich um eine umfang­reiche Bilder­samm­lung mit dem Titel Mnemo­syne.

Aby Warburg in Rom im Winter 1928/1929
Der Kunst­his­to­riker Aby Warburg in wenige Monate vor seinem Tod

Mnemo­syne war der grie­chi­schen Mytho­logie zufolge die Göttin der Erin­ne­rung, und Warburg wollte jene Kräfte bild­lich verdeut­li­chen und erläu­tern, die die Entwick­lung des abend­län­di­schen Geistes bestimmten. So erstellte er eine Bilder­samm­lung, die zwei Themen illus­trieren sollte: das Schicksal der Olym­pi­schen Götter in der astro­lo­gi­schen Über­lie­fe­rung und die Rolle der antiken Pathos­formel in der nach­mit­tel­al­ter­li­chen Kunst und Kultur.

Antike Kunst­werke neben Werbe­an­zeigen

Auf Tafeln klebte er foto­gra­fi­sche Repro­duk­tionen von Kunst­werken aus dem Nahen Osten, der euro­päi­schen Antike und der Renais­sance neben zeit­ge­nös­si­sche Zeitungs­sau­schnitte und Werbe­an­zeigen. Diese Bild­ta­feln wollte er in Form eines „Bilder­atlas“ veröf­fent­li­chen. Im Dezember 1927 kündigte er die Kompo­si­tion dieses Werkes an. Unglück­li­cher­weise aber konnte er es nicht voll­enden. Wie Warburgs Biograf Ernst H. Gombrich schreibt, habe Warburg, als er 1929 gestorben sei, 30 Tafeln hinter­lassen, bis an den Rand bedeckt mit Foto­gra­fien, aber keine Bild­un­ter­schriften und nur kryp­ti­sche Kommen­tare.

Die Origi­nal­fo­to­gra­fien in ursprüng­li­cher Anord­nung

Die Ausstel­lung „Aby Warburg. Mnemo­syne Bilder­atlas – das Original“ im Haus der Kulturen der Welt zeigt erst­mals seit 1929 die Origi­nal­fo­to­gra­fien des Bilder­atlas wieder in ihrer ursprüng­li­chen Anord­nung. Parallel dazu stellt die Gemäl­de­ga­lerie unter dem Titel „Zwischen Kosmos und Pathos“ 30 jener Kunst­werke aus, die Warburg als Vorlage seiner enzy­klo­pä­di­schen Bilder­samm­lung dienten. Außerdem erscheint ein umfang­rei­cher Folio-Band zur Ausstel­lung.

Weitere Infor­ma­tionen zur Ausstel­lung „Aby Warburg: Bilder­atlas Mnemo­syne. Das Original“ im Haus der Kulturen der Welt Berlin: www​.hkw​.de

Und zur Ausstel­lung „Zwischen Kosmos und Pathos“ in der Berliner Gemäl­de­ga­lerie: www​.smb​.museum

Katalog zur Ausstellung das Bilderatlas Mnemosyne von Aby Warburg

Der Katalog zur Ausstel­lung: Haus der Kulturen der Welt, The Warburg Insti­tute (Hrsg.), Roberto Ohrt und Axel Heil: „Bilder­atlas Mnemo­syne“ (Verlag Hatje Cantz)
Mehr zu dem Band: www​.hkw​.de
Zu erwerben u.a. bei: www​.amazon​.de