News | 25.11.2020

Aerosol-Studie zum Musi­zieren mit Blas­in­stru­menten

von Redaktion Nachrichten

25. November 2020

Eine Studie von Wissenschaftlern des LMU Klinikums München und des Universitätsklinikums Erlangen ergab, dass Blechbläser in einem Ensemble mehr Abstand nach vorne einhalten sollten, während sie seitlich näher beieinander sitzen könnten. Es ist wichtig, Aerosole permanent aus dem Raum zu entfernen. Die Studie wird vom Bayerischen Wissenschaftsministerium unterstützt.

Um Corona-Anste­ckungs­ri­siken zu vermeiden, sollten Blech­bläser im Ensemble mehr Abstand zu ihren Kollegen nach vorne einhalten. Zur Seite könnten die Musiker hingegen näher beiein­ander sitzen, als bisher empfohlen wird. Das ergaben Unter­su­chungen von Wissen­schaft­lern des LMU Klini­kums und des Univer­si­täts­kli­ni­kums mit Mitglie­dern des BR-Sympho­nie­or­ches­ters. Für die Sicher­heit der Musiker sei es aber wichtig, dass die Aero­sole perma­nent aus dem Raum entfernt werden und sich nicht ansam­meln, betonte Stefan Kniesburges vom UK Erlangen am Mitt­woch.

Flötistin vom BR-Symphonieorchester

Flötistin vom BR-Sympho­nie­or­chester

„Die gemes­senen Blas­in­stru­mente unter­scheiden sich in ihrer Abstrahl­cha­rak­te­ristik nach vorne hin“, sagte Matthias von der Ludwig-Maxi­mi­lians-Univer­sität (LMU). Bei Trom­pete und Klari­nette bewegten sich die Aero­sol­wolken vom Mund durch­schnitt­lich 0,9 Meter weit. Da einzelne Musiker auch auf 1,5 Meter kamen, empfehlen die Forscher Sicher­heits­ab­stände von zwei Metern nach vorne. Bei der Quer­flöte erreichte die gemes­sene Impuls­ab­strah­lung nach vorne über das Mund­stück jedoch bis zu zwei Metern, daher seien Sicher­heits­ab­stände von drei Metern als ange­messen zu bewerten. Die Abstrah­lung zur Seite blieb bei allen Musi­kern unter einem Meter. Ein Sicher­heits­ab­stand von 1,5 Meter erscheine daher, statt der bisher empfoh­lenen zwei Meter, hinrei­chend.

An dem Projekt nehmen rund 20 Mitglieder vom Chor und teil. Mittels E‑Zigaretten, die die Musiker inha­lieren, messen die Forscher die maxi­male Ausbrei­tung der Aerosol- und Tröpf­chen­wolke direkt nach dem Ausstoß. So wollen sie eine Grund­lage für die Defi­ni­tion von Mindest­ab­ständen schaffen. Erste Ergeb­nisse mit den Sängern wurden bereits im Juli bekannt­ge­geben. Hier empfahlen die Forscher Mindest­ab­stände von zwei bis 2,5 Metern nach vorne und 1,5 Metern zur Seite.

Das Baye­ri­sche Wissen­schafts­mi­nis­te­rium unter­stützt die Studie mit 120.000 Euro. „Je besser wir über das Coro­na­virus Bescheid wissen, desto ziel­ge­rich­teter können wir Maßnahmen für sicheres Musi­zieren ergreifen“, sagte Wissen­schafts- und Kunst­mi­nister Bernd Sibler (CSU).

Die Unter­su­chung gebe wich­tige Aufschlüsse über sichere Abstände zwischen den Musi­kern auf der Bühne, erklärte Niko­laus Pont, Manager des BR-Sympho­nie­or­ches­ters. „Wir hoffen, dass ihre Erkennt­nisse schnell in die Vorgaben von Entschei­dungs­trä­gern einfließen.“ Allein die Reduk­tion der seit­li­chen Abstände bei den Bläsern würde ermög­li­chen, wieder ein wesent­lich größeres Reper­toire zur Auffüh­rung zu bringen.

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Fotos: BR