News | 15.10.2020

Anne-Sophie Mutter: Künst­lern aus der Notsi­tua­tion helfen

von Redaktion Nachrichten

15. Oktober 2020

Die Geigerin Anne-Sophie Mutter beklagt in einem Interview die Ungleichbehandlung von Künstlern während der Corona-Pandemie und fordert schnelle Hilfe für ihre Branche. Sie schließt eine politische Tätigkeit zur Unterstützung der Kultur nicht aus.

Die Geigerin empfindet die Lage von Künst­lern in der Corona-Situa­tion als „kata­stro­phal, absolut kata­stro­phal“. Es sei eine „himmel­schrei­ende Unge­rech­tig­keit“, wenn etwa im 1.700 Quadrat­meter großen Münchner „Nock­her­berg“ 800 Personen trinken und dürften, aber „wenn dann der Kaba­ret­tist auf die Bühne kommt, müssen alle bis auf 200 Menschen den Saal verlassen“, sagte sie am Mitt­woch im Gespräch mit dem Sender Klassik Radio. „Die Logik erschließt sich mir über­haupt nicht, und daran gehen wir Künstler seelisch und auch finan­ziell zu Grunde.“

Anne-Sophie Mutter

Anne-Sophie Mutter

Die Kultur sei zwar nur eine Branche von Vielen, aber immerhin der fünftstärkste Wirt­schafts­faktor in . „Das kann man auch nicht einfach als nicht system­re­le­vant frecher Weise wegdis­ku­tieren“, erklärte die Musi­kerin. „Hier geht es ja auch um Menschen, nicht nur um Geld.“ Eine Ungleich­be­hand­lung der Kultur gehe zudem am Bedürfnis des Publi­kums vorbei. „Das Leben besteht eben nicht nur aus Essen, Trinken und zur Arbeit gehen. Da gibt es noch mehr.“

Auf eine Impfung zu warten, hat ihrer Ansicht nach keinen Sinn. „Wir müssen jetzt anfangen, schnells­tens darüber nach­zu­denken, wie wir zehn­tau­senden von Menschen, an denen ja weitere Berufe hängen, aus der Notsi­tua­tion helfen“, betonte Mutter. Sie könne sich auch vorstellen, selbst in die Politik zu gehen: „Also vor Corona hätte ich das strikt abge­lehnt, jetzt während Corona würde ich gera­dezu mit größter Begeis­te­rung ein poli­ti­sches Amt annehmen wollen, damit ich mit meinem Insi­der­wissen der Kultur in einer ganz anderen Art und Weise helfen kann“, sagte sie. „Wobei ich mich für die Politik natür­lich nicht eigne, ich bin sehr wahr­schein­lich viel zu undi­plo­ma­tisch“, schränkte sie ein.

© MH – Alle Rechte vorbe­halten.

Fotos: Bartek Barczyk / DG