News | 18.12.2021

Baye­ri­sche Staats­oper mit „Giuditta“ auf neuen Wegen

von Redaktion Nachrichten

18. Dezember 2021

Christoph Marthalers Inszenierung von Franz Lehars "Giuditta" in der Bayerischen Staatsoper mit verfremdeten Liedern und Stücken von anderen Komponisten wurde mit Beifall und Buhs aufgenommen.

Viel Applaus für ein sehr beson­deres Projekt: Regis­seur Chris­toph Martha­lers Insze­nie­rung von Franz Lehars „Giuditta“ wurde am Sams­tag­abend vom rund 550-köpfigen Premie­ren­pu­blikum an der Baye­ri­schen Staats­oper vor der Pause bedächtig, am Schluss begeis­tert mit einigen Buhs aufge­nommen.

"Giuditta"

„Giuditta“

Marthaler und Drama­turg durch­setzen das Werk über­zeu­gend mit Liedern, Dialogen, Arien und Orches­ter­stü­cken von Berg und Eisler, Schön­berg, Korn­gold über Horvath bis Schost­a­ko­witsch, die die 1934 urauf­ge­führte Lehar-Operette bis zur Unkennt­lich­keit verfremden. Nach einer poli­ti­schen Vorrede über die Aushöh­lungs­me­cha­nismen, die eine Repu­blik zur Diktatur dege­ne­rieren, ertönt „Freunde, das Leben ist lebens­wert“ von als Haupt­mann Octavio – ein Maxi­mal­kon­trast und Auftakt eines ganzen Abends der Kontraste. Diese Produk­tion zeigt Blicke auf ein Panorama von Politik- und Lebens­themen. Ein ganz neues Werk entsteht, das „Giuditta“ ledig­lich als Anre­gung benutzt. Münchens Staats­oper auf neuen Wegen, in Pande­mie­zeiten sicher ange­sagt.

Die Beset­zung ist hoch­ka­rätig: Daniel Behle glänzt tenoral, Vida Mikne­vičiūtė ist eine eher drama­ti­sche als leicht­fü­ßige Titel­figur, eine große, schöne Sopran­stimme. Das gesamte Sänger­ensemble agiert auf Topni­veau, schade, dass Diri­gent die Abstim­mung zwischen Baye­ri­schem Staats­or­chester und Sängern am Premie­ren­abend nicht immer gelingt. Das Orchester ist stel­len­weise einfach zu laut. Insge­samt eine sehens- und nach­den­kens­werte Produk­tion und zumin­dest ein Teil der Zukunft des heute schwie­rigen Genres Operette. Und ein Zeichen für die Leben­dig­keit der Kunst in diesen coro­na­ge­prägten Zeiten.

Eine Aufzeich­nung der Première von „Giuditta“ zeigt die am Mitt­woch, 26. Januar 2022, ab 19:00 Uhr als Stream auf staats​oper​.tv.

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