Beethoven Orchester Bonn

Im Tempel der Kunst

von Ruth Renée Reif

2. März 2021

Das Beethoven Orchester Bonn unter Dirk Kaftan gibt am 5. März 2021 in der Bundeskunsthalle inmitten der Max-Klinger-Ausstellung ein Livestream-Konzert mit Werken von Wagner, Schönberg und Beethoven.

Sein Gesamt­kunst­werk werde, so war über­zeugt, für alle Zukunft das eigene selbst­stän­dige Leben von Künsten wie Musik, Dich­tung, Malerei, Plastik, Tanz und Schau­spiel verdrängen und über­flüssig machen. Diese Voraus­sage bewahr­hei­tete sich zwar nicht. Aber als Tota­li­täts­an­spruch erwies sie enorme Inspi­ra­ti­ons­kraft. Einer der Künstler, die später davon beein­flusst wurden, war Max Klinger. Ähnlich wie Gustav Klimt, so wurde auch er über die Pariser Avant­garde, die sich von Charles Baude­laires Tann­häuser-Aufsatz hatte begeis­tern lassen, mit Wagners Ideen vertraut. Und aus dem glei­chen Geist wie Wagner strebte er nach Möglich­keiten, Plastik, Malerei, Zeich­nung und Archi­tektur zu einer einheit­li­chen Wirkung mitein­ander zu verschmelzen.

Beethoven Orchester Bonn
Gibt ein Live­stream-Konzert inmitten der Kunst­werke Max Klin­gers: das Beet­hoven Orchester unter  
(Foto: © Thomas Frey)

Das unter Dirk Kaftan greift die Begeis­te­rung Klin­gers für die Musik auf. Unter dem Motto „Licht­bringer“ spielt in der Bundes­kunst­halle inmitten der Ausstel­lung „Max Klinger und das Kunst­werk der Zukunft“ ein Live­stream-Konzert. Zum Auftakt erklingt Richard Wagners Sieg­fried-Idyll. Darauf folg­tAr­nold Schön­bergs Verklärte Nacht. Und den Abschluss bildet der Zweite Satz von Beet­ho­vens Siebter Sinfonie, die Richard Wagner als „Apotheose des Tanzes“ bezeich­nete.

Beethoven-Skulptur, Max Klinger
Blick in das Atelier von Max Klinger in , wo er seine Beet­hoven-Skulptur zum ersten Mal den Leip­ziger Bürgern präsen­tierte. Als Leih­gabe ist sie Teil der Bonner Ausstel­lung.
(Bild­quelle: Bundes­kunst­halle Bonn)

Von Beet­hoven war Max Klinger, der in seinem Atelier einen Flügel stehen hatte und auch selbst Klavier spielte, über die Maßen begeis­tert. Bereits 1885 in Paris fasste er den Plan, eine Beet­hoven-Skulptur zu schaffen. „Die Idee kam mir eines schönen Abends in Paris am Klavier, und so farbig bestimmt und deut­lich, wie nur ganz wenige Sachen: die Haltung, die Faust, das rote Gewand, der Adler, der Sessel, die Falten – sogar die Gold­lehnen“, schrieb er in einem Brief. Und genauso wurde die Skulptur auch. Aller­dings zog sich der Entste­hungs­pro­zess über 17 Jahre hin. Gezeigt wurde Skulptur schließ­lich 1902 in einer Ausstel­lung der Wiener Seces­sion. Sie war Teil einer von Josef Hoff­mann als Gesamt­kunst­werk entwor­fenen Ausstel­lung und stand inmitten des Beet­hoven-Frieses, auf dem Gustav Klimt Beet­ho­vens Neunte Sinfonie in alle­go­ri­schen Bildern darstellte. Skulptur, Malerei und die Archi­tektur sollten sich zu einer gehei­ligten Einheit verbinden, das Museum zum Tempel der Kunst werden lassen und die Künstler zu Erlö­sern.

>

Weitere Informationen zum Livestream-Konzert unter: FOYER.de und unter www.bundeskunsthalle.de.

Fotos: Hans Bug