Beethoven Pastoral Project

Inspi­riert von Beet­ho­vens Liebe zur Natur

von Ruth Renée Reif

2. Juni 2020

Das Beethoven Pastoral Project ruft Künstler weltweit auf, ein Zeichen für den Klimaschutz zu setzen. Ein Livestream stellt die ersten Projekte vor.

Das Beet­hoven Pastoral Project ruft Künstler welt­weit auf, ein Zeichen für den Klima­schutz zu setzen. Am 5. Juni 2020, dem vom Umwelt­pro­gramm der Vereinten Nationen ausge­ru­fenen Welt­um­welttag, werden in einem Live­stream die ersten Projekte und State­ments vorge­stellt. Die Deut­sche Welle über­trägt den Stream und wieder­holt ihn anschlie­ßend mehr­fach.

Beet­hoven liebte die Natur. Bereits in durch­streifte er die Wälder um die Stadt. Und als er in lebte, wanderte er durch die Felder jenseits des Glacis, den Wiener­wald und die Auen an der Donau. Er stieg auf den Kahlen­berg, den Leopolds­berg und unter­nahm Spazier­gänge ins Hele­nental bei . Wie Beet­ho­vens Biograf George R. Marek ausführt, war eines seiner Lieb­lings­bü­cher „Betrach­tungen über die Werke Gottes im Reich der Natur und der Vorse­hung“. Autor war der Pastor Chris­toph Chris­tian Sturm aus , der pseu­do­phi­lo­so­phi­sche Predigten schrieb.

Beethoven beim Wandern auf einem auf einem romantischen Gemälde von Julius Schmid aus dem Jahr 1901
Beet­hoven beim Wandern auf einem auf einem roman­ti­schen Gemälde von Julius Schmid aus dem Jahr 1901
(Das Bild ist im Beet­hoven Museum in Heili­gen­stadt zu sehen, wo Beet­hoven das so genannte Heili­gen­städter Testa­ment schrieb.)

Die Sommer­mo­nate über zog Beet­hoven aufs Land. In einem Brief an Therese von Malfatti beschreibt er seine Freude darüber: „…wie froh bin ich einmal in Gebü­schen, Wäldern, unter Bäumen und Kräu­tern, Felsen wandeln zu können, kein Mensch kann das Land so lieben wie ich – geben doch Wälder, Bäume, Felsen den Wider­hall, den der Mensch wünscht.“ Die Natur­er­leb­nisse inspi­rierten Beet­hoven zu seiner Musik. Sein Sekretär Anton Schindler verglich seine Spazier­gänge denn auch mit den Ausflügen der Bienen beim Honig­sam­meln.

Der Hirte als Vorbild für eine Rück­kehr zur Natür­lich­keit

Das Künstlerteam Andrea E. Sroka und Peter Paul stellte dieses Kollabo-Album zusammen.
Das Künst­ler­team Andrea E. Sroka und Peter Paul stellte dieses Kollabo-Album zusammen.

Ein Werk, in das Beet­ho­vens Freude an der Natur, den Blumen, Bäumen und Vögeln in voller Kläg­lich­keit zum Ausdruck kommt, ist die Sechste Sinfonie mit dem Beinamen Pasto­rale. Bereits die Über­schriften der einzelnen Sätze zeigen, welch Bild der Natur Beet­hoven darin kompo­nierte: „Erwa­chen heiterer Empfin­dungen bei der Ankunft auf dem Lande. Szene am Bach. Lustiges Beisam­men­sein der Land­leute. Gewitter, Sturm. Hirten­ge­sang, frohe und dank­bare Gefühle nach dem Sturm.“ Beet­hoven war der Über­zeu­gung, die Natur würde den Menschen befä­higen, die ewige und unwan­del­bare Schön­heit zu verstehen. Der Hirte war für ihn der Vertreter eines guten Lebens. Er sah ihn als Vorbild für eine Rück­kehr zur Natür­lich­keit.

Künstler welt­weit aufge­rufen

Das Beet­hoven Pastoral Project nimmt Beet­ho­vens Sechste Sinfonie als Inspi­ra­tion. Die Beet­hoven Jubi­läums Gesell­schaft und das UN-Welt­kli­ma­se­kre­ta­riat riefen unter der Schirm­herr­schaft von UN-Gene­ral­se­kretär António Gutierres Künstler welt­weit auf, State­ments und Projekte zum Thema Natur und Nach­hal­tig­keit abzu­geben. Über 250 Künstler betei­ligten sich.

Beethovens Sechste Sinfonie auf klassischen indischen Instrumenten: der Musiker Ricky Kej und sein Ensemble
Beet­ho­vens Sechste Sinfonie auf klas­si­schen indi­schen Instru­menten: der Musiker Ricky Kej und sein Ensemble
(Film­aus­schnitt: © Deut­sche Welle)

Der Musiker Ricky Kej aus will durch seine Musik ein Umwelt­be­wusst­sein schaffen. Beet­ho­vens Sechste Sinfonie inter­pre­tiert er mit indi­schen Instru­menten.

Ricky Kej: »Ich erkannte, dass jede Musik mit Klängen aus der Natur beginnt und die Menschen diese Klänge nach­ahmen.«

Nimmt die Sechste Sinfonie als Vorlage für eine Jazz-Improvisation: die Jazz-Band ADHD
Nimmt die Sechste Sinfonie als Vorlage für eine Jazz-Impro­vi­sa­tion: die Jazz-Band ADHD
(Film­aus­schnitt: © Deut­sche Welle)

Die Jazz-Band ADHD aus Island mit den Musi­kern Thómas Jónsson am Piano, an der Hammond-Orgel und am Synthe­sizer, Ómar Guðjónsson an der Gitarre und am Bass, Óskar Guðjónsson am Saxofon und am Schlag­zeug griff Motive aus Beet­ho­vens Sechster Sinfonie für eine Jazz-Impro­vi­sa­tion auf.

Möchte mit ihrer Musik zu einem Bewusstsein für die Natur anregen: die Sängerin Betty G
Möchte mit ihrer Musik zu einem Bewusst­sein für die Natur anregen: die Sängerin Betty G
(Film­aus­schnitt: © Deut­sche Welle)

Die Sängerin Betty G aus Äthio­pien pflanzte im Rahmen eines Projekts im Juli 2019 mit vielen anderen Bäume in Addis Abeba.

Betty G: »Das Leben ist hart und teuer. Die Menschen müssen alles darauf richten, ihren Lebens­un­ter­halt zu verdienen. Dennoch müssen wir ein Bewusst­sein für die Natur schaffen. Gegen­wärtig sind wir unter­wegs in die falsche Rich­tung.«

Verwandelte Beethovens Sechste Sinfonie in Natur zurück: der Klangkünstler Werner Cee
Verwan­delte Beet­ho­vens Sechste Sinfonie in Natur zurück: der Klang­künstler Werner Cee
(Foto: © Deutsch­land­radio / Anke Beims)

Der Klang­künstler Werner Cee mikro­fo­nierte die Orches­ter­ma­schi­nerie von Beet­ho­vens Sechster Sinfonie wie ein Stück Natur. Mit 50 Mikro­fonen nahm er hunderte von Takes auf. Was er daraus schafft, ist eine Klang­land­schaft.

Komponierte im Jahr 2000 seine Pastorale: Brett Dean
Kompo­nierte im Jahr 2000 seine Pasto­rale: Brett Dean
(Foto: © Bettina Stoess)

Der Kompo­nist Brett Dean, der nach 15 Jahren in wieder nach zurück­kehrte, kompo­nierte 2000 seine Pasto­rale.

Brett Dean: »Natür­lich lieben wir alle die Natur, doch die Annehm­lich­keiten des modernen Lebens lieben wir noch mehr… sicher­lich mehr als den Wunsch, stehen zu bleiben und uns am Jubel einer einzelnen Würger­krähe zu , dem viel­leicht magischsten Klang auf dem ganzen austra­li­schen Konti­nent. Also ist dies ein Stück über den herr­li­chen Gesang der Vögel, seine Bedro­hungen, seinen Verlust und den seelen­losen Lärm, der übrig bleibt, wenn alle verschwunden sind.«

Spielt in Thailand aus Beethovens Sechster Sinfonie: Paul Barton
Spielt in aus Beet­ho­vens Sechster Sinfonie: Paul Barton

Paul Barton spielt Elefanten in der Elephants World, einem Natur­park außer­halb von Kanchana­buri im Westen Thai­lands, aus Beet­ho­vens Sechster Sinfonie vor.

Möchte mit seinem Mauer­bild zum Gespräch über die Natur einladen: Skum­buzo Salman

Der Künstler Skum­buzo Salman aus Tanz­ania möchte mit seinem Mauer­bild die vorüber­ge­henden Menschen dazu anregen, über das Thema Natur zu spre­chen.

Skum­buzo Salman: »Das Ziel des Mauer­bildes ist es, den Stadt­pla­nern die Vision von grünen Räumen in der Stadt zu vermit­teln, damit sie zum Wohl der Bewohner Natur­räume in ihre Planungen einbe­ziehen. Es soll eine tägliche Erin­ne­rung sein, an die Natur zu denken, wenn sie die Zukunft Dar es Salaams entwerfen.«

Führte Regie beim Film „The Sound of Nature“: Grete Liffers
Führte Regie beim Film The Sound of Nature: Grete Liffers

Zum Welt­um­welttag werden die Beiträge in einem Stream vorge­stellt. Die Deut­sche Welle über­trägt den Stream und wieder­holt ihn anschlie­ßend mehr­fach. Sie produ­zierte zudem den Doku­men­tar­film The Sound of Nature der Regis­seurin Grete Liffers, der im Rahmen des Streams zum ersten Mal gezeigt wird. Liffers berichtet darin von Künst­lern auf fünf Konti­nenten, die sich in ihrem Schaffen mit der Natur und dem Klima­wandel ausein­ander setzen.

Daniel Hope, Geiger und Präsident des Beethoven-Hauses
Daniel Hope, Geiger und Präsi­dent des Beet­hoven-Hauses
(Foto: © Nicolas Zonvi)

Eben­falls im Stream sind Gruß­worte von UN-Gene­ral­se­kretär António Gutierres, der Beauf­tragten der Bundes­re­gie­rung für Kultur und Medien, Staats­mi­nis­terin Monika Grüt­ters sowie Bonns Ober­bür­ger­meister Ashok Srid­haran. Der Fern­seh­mo­de­rator der Deut­schen Welle Robin Merrill, der selbst Musiker ist, spricht mit Gästen wie der Gene­ral­se­kre­tärin der Klima­schutz­kon­ven­tion der Vereinten Nationen Patricia Espi­nosa, dem Geiger und Präsi­denten des Beet­hoven-Hauses Bonn Daniel Hope und dem Bonner Gene­ral­mu­sik­di­rektor über die Idee und die Ziele des Beet­hoven Pastoral Project.

Die Ausstrah­lungs­wege des Live­streams am 5. Juni 2020 ab 18 Uhr (MESZ) und in anschlie­ßenden Wieder­ho­lungen:
www​.dw​.com
www​.pasto​ral​pro​ject​.org
www​.bhtv​n2020​.de
Infor­ma­tionen zu weiteren Ausstrah­lungs­wegen auf YouTube und Face­book: www​.pasto​ral​pro​ject​.org

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