Daniil Trifonov

Verfüh­re­risch impres­sio­nis­tisch

von Christoph Schlüren

6. Januar 2022

Daniil Trifonov veröffentlicht das Album „The Art of Life“ mit Klavierkompositionen und Transkriptionen der Bach-Familie.

Mit „The Art of Life“ hat sein persön­li­ches Bach-Album zusam­men­ge­stellt, das nicht mit Johann Sebas­tian beginnt, sondern in drama­tisch wunderbar sinn­fäl­liger Weise mit seinen Söhnen: sonnig Johann Chris­tian, tief melan­cho­lisch Wilhelm Frie­de­mann, zuge­spitzt aber­witzig Carl Philipp Emma­nuel. Es folgt eine zauber­hafte Exkur­sion durch das Noten­büch­lein für Anna Magda­lena Bach, die alle Klavier­spie­lenden an ihre Jugend­zeit erin­nern dürfte, von Trif­onov hinrei­ßend musi­ka­lisch erfasst.

Daniil Trif­onov spielt Contra­punctus 14, BWV 1080, 19 aus Johann Sebas­tian Bachs Die Kunst der Fuge. Er ist faszi­niert von Bachs Versu­chen, mit Fibo­nacci-Folgen zu arbeiten, also einer Folge von Zahlen, bei der die folgende Zahl sich jeweils aus der Summe der beiden voran­ge­henden ergibt.

Nun wird es ernst: zuerst die Solo-Violin-Chaconne in der Brahms-Tran­skrip­tion, dann die Kunst der Fuge, deren finalen Kontra­punkt Trif­onov in quasi-impro­vi­sando-Manier zu einem luziden Ende führt – nicht so bezwin­gend wie Tovey, Pillney oder Aho, doch verfüh­re­risch impres­sio­nis­tisch gewoben. Seine meist zügigen Tempi in der Kunst der Fuge entwerfen einen lebens­freu­digen Gegen­satz zur tran­szen­den­talen Einspie­lung seines Lands­manns Anton Batagov. Den innigen Abschluss bildet das Choral­vor­spiel Jesus bleibet meine Freude in der Myra-Hess-Fassung.