Katharine Mehrling & Barrie Kosky

Der ameri­ka­ni­sche Kompo­nist Kurt Weill

von Ruth Renée Reif

22. November 2019

Unter dem Titel „Lonely House“ geben Katharine Mehrling und Barrie Kosky am 8. Dezember 2019 in der Komischen Oper einen Kurt-Weill-Liederabend.

„Ich arbeite unauf­hör­lich an Street Scene“, schrieb am 9. September 1946 in einem Brief aus an seine Eltern in Paläs­tina. „Es ist das größte und gewag­teste Projekt, da ich diesmal eine wirk­liche Oper für das Broadway-Theater schreibe.“ Am 9. Januar 1947 ging am Adelphi Theatre die Urauf­füh­rung über die Bühne, und die New York Times feierte das Werk als „wich­tigsten Schritt in Rich­tung einer bedeu­tenden ameri­ka­ni­schen Oper“.

Katha­rine Mehr­ling: „In Paris hat sich Kurt Weill dem fran­zö­si­schen Chanson genä­hert, und in New York hat er sein ganz eigenes American Song­book erschaffen.“
(Foto: © Picture-Alli­ance/d­pa/AP/­Photo: D. Gossi)

Mit Lonely House, einem Lied aus der Oper Street Scene, über­schreiben die Sängerin und Schau­spie­lerin Katha­rine Mehr­ling (Foto oben: © Andrea Peller) und der Pianist, Inten­dant und Chef­re­gis­seur der Komi­schen Oper ihren Kurt-Weill-Lieder­abend. Sie erin­nern an jene Kompo­si­tionen, die Weill nach seiner Emigra­tion aus in Paris und den schrieb. Am 21. März 1933, dem „Tag von “, floh Weill aus . Kaspar und Erica Neher fuhren ihn an die fran­zö­si­sche Grenze. Zwei Tage darauf traf Weill in Paris ein und setzte unver­züg­lich seine Arbeit fort. So ging am 22. Dezember 1934 am Théâtre de Paris Marie galante, eine Bühnen­fas­sung von Jacques Devals gleich­na­migem Roman über die Bühne, von dem jedoch nur einzelne Chan­sons Bekannt­heit erlangten.

Katha­rine Mehr­ling: „In diesen Liedern steckt ganz viel Sehn­sucht drin. Sie erzählen von den Abgründen der Seele, von der Vergäng­lich­keit der Zeit, von Weggehen, vom Ankommen.“
(Foto: © Yan Revazov)

Am 4. September 1935 fuhr Weill auf der Maje­stic nach New York. Auch hier initi­ierte er sofort viele Projekte und suchte die Zusam­men­ar­beit mit Text­dich­tern, Film­schaf­fenden und Produ­zenten. So schrieb er etwa die Musik zu Fritz Langs Film You and Me. Im Sommer 1938 begann er mit Maxwell Andersen die Arbeit an dem Musical Knicker­bo­cker Holiday mit dem berühmten September Song, Weills erstem und erfolg­reichsten ameri­ka­ni­schen Ever­green. Zwei Jahre darauf kompo­nierte er mit Song­texten von Ira Gershwin Lady in the Dark. Mit diesem Musical über eine Psycho­ana­lyse errang er seinen ersten durch­schla­genden Broadway-Erfolg. Zu hören gibt es unter anderem den Song My Ship, der sich als geheim­nis­volles Motiv durch das ganze Stück zieht, bis er am Ende die erlö­sende Erkenntnis bringt. Aus dem Musical A Touch of Venus, das 1948 mit Ava Gardner verfilmt wurde, stammen die Songs I’Am a Stranger Here Myself und Speak Low!

Katha­rine Mehr­ling: „Diese Lied­kunst­werke gemeinsam mit Barrie Kosky zu erfor­schen und ganz eigene Versionen zu kreieren, das ist für mich eine Offen­ba­rung.“
(Foto: © Komi­sche Oper) 

Weill kehrte nicht mehr nach Deutsch­land zurück. Nachdem er 1943 die ameri­ka­ni­sche Staats­bür­ger­schaft erhalten hatte, betrach­tete er sich als ameri­ka­ni­scher Kompo­nist. „I do not consider myself a ‚German composer‘. The Nazis obviously did not consider me as such either“, schrieb er 1947 in einem Brief an das Magazin Life, das ihn als deut­schen Kompo­nisten bezeichnet hatte. Er sei ein ameri­ka­ni­scher Bürger und habe seit 1935 ausschließ­lich für ameri­ka­ni­sche Bühnen kompo­niert. Am 3. April 1950 erlag er in New York einem Herz­in­farkt und wurde auf am Mount Repose Cemetry in Haver­straw beer­digt. Als Grab­in­schrift wählte Maxwell Anderson ein Zitat aus dem Musical Lost in the Stars.

Die nächste Auffüh­rung des Kurt-Weill-Lieder­abends mit Katha­rine Mehr­ling und Barrie Kosky findet am 19. Januar 2020 statt.
Weiter Infor­ma­tionen: www​.komi​sche​-oper​-berlin​.de