News | 30.06.2020

Diri­genten kriti­sieren ungleiche Corona-Verord­nungen

von Redaktion Nachrichten

30. Juni 2020

Kulturschaffende in Deutschland kritisieren unterschiedliche Regeln für Wirtschaft und Kultur in der Corona-Pandemie, und fordern die Schaffung fairer Vertragsstrukturen.

Gene­ral­mu­sik­di­rek­toren und Chef­di­ri­genten haben in der Corona-Pandemie unter­schied­liche Regeln für Wirt­schaft und Kultur kriti­siert. Wenn Flüge, Züge und Strände sich mit Menschen füllen könnten, Theater und Konzert­säle aber leer bleiben müssten, sei das „ein tägli­cher Schlag ins Gesicht aller Kultur­schaf­fenden“, erklärte die „GMD und Chefdirigent*innenkonferenz“ in einem am Dienstag verbrei­teten Schreiben. Trotz umfang­rei­cher Sicher­heits­kon­zepte werde den Häusern weit­ge­hend eine wirt­schaft­liche sinn­volle Saal­be­le­gung verwei­gert.

Dirigent

Diri­gent

Absurd sei auch der Zwang vieler Theater und Orchester, aus haus­hal­te­ri­schen Gründen eher Kurz­ar­beit zu bean­tragen als zu spielen. „jeder Tag, an dem wir jetzt und in der Zukunft nicht zu hören, sehen und erleben sind, würde all denen in die Hände spielen, die Kunst für entbehr­lich halten.“ Die Kultur leide oft unter der Büro­kratie, in der Wirt­schaft bestimme dagegen häufig die jewei­lige Lobby.

Eine weitere Gefahr für das Musik­leben sei die wirt­schaft­lich kata­stro­phale Situa­tion der frei­schaf­fenden Künstler. Viel zu viele Solo­selb­stän­dige seien auf die Bean­tra­gung von Hartz IV ange­wiesen und stünden damit vor den Scherben ihrer Exis­tenz.

In der Kultur­branche selbst nutzten manche die Krise, um Vertrags­be­din­gungen für Gast­künstler zu verschlech­tern. Nicht die viel­be­schwo­rene Soli­da­rität regiere. Statt­dessen würden bei der Vertrags­ge­stal­tung neue Corona-Klau­seln einge­führt und häufig Ausfall­gagen verwei­gert. In diesem Zusam­men­hang seien auch und gerade die Träger der Kultur­in­sti­tu­tionen in der Pflicht. „Wir regen daher die Einrich­tung eines runden Tisches an, um faire Vertrags­struk­turen zu entwi­ckeln.“

Die Verei­ni­gung vertritt eigenen Angaben zufolge 65 aktive und ehema­lige Gene­ral­mu­sik­di­rek­toren und Chef­di­ri­genten im deutsch­spra­chigen Raum.

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