Édouard Ferlet & Violaine Cochard
Elektrisierende Klangmixturen
von Attila Csampai
9. März 2016
Der Jazzpianist Édouard Ferlet hat mit der Cembalistin Violaine Cochard ein ungewöhnliches Bach-Album eingespielt.
Klavier und Cembalo ist eine fast unmögliche Kombination, weil Welten zwischen ihnen liegen. Doch die Musik Johann Sebastian Bachs ist zeitlos und zählt zum Grundkanon beider Instrumente. So bildet sie den Nährboden eines ungewöhnlichen Duo-Albums, das der französische Jazzpianist und ‑komponist Édouard Ferlet mit der Cembalistin Violaine Cochard eingespielt hat – nach Klavierstücken des Thomaskantors. Es sind keine Bearbeitungen im herkömmlichen Sinn, sondern freie Jazz-Paraphrasen und Fantasien, die den Geist (und nicht den Wortlaut) von Bachs Musik auf eine sehr erfrischende und teilweise bizarre Weise in unsere Zeit transportieren wollen. Dabei klingt das Cembalo, das hier akustisch perfekt abgestimmt ist auf den viel mächtigeren Yamaha-Flügel, ganz und gar nicht „historisch“ oder museal, sondern fast ein wenig synthetisch. Es wirkt moderner und schärfer als sein großer Bruder – und so kommt es zu wirklich aufregenden und geradezu elektrisierenden Klangmixturen, die an amerikanische Minimalisten erinnern und ganz neue Brücken schlagen zwischen Bachs Musik und unserer Gegenwart.