750 Interpreten

Ein klin­gendes Universum

von Attila Csampai

18. Dezember 2018

Zum 333. Geburtstag von Johann Sebastian Bach hat Universal aus den Archiven der DG und Decca sowie weiterer 30 Labels und dem Leipziger Bach-Archiv das Gesamtwerk Bachs auf 222 CDs zusammengetragen.

Johann Sebas­tian Bachs musi­ka­li­sche Produk­ti­vität schien uner­schöpf­lich. Er schuf ein Universum der Spiri­tua­lität, Leiden­schaft und Lebens­freude. Und Archi­tek­turen von einer inneren Logik und einer meta­phy­si­schen Kraft, die auf wunder­same Weise dem Zeiten­wandel enthoben sind. Bachs Musik ist immer aktuell, unab­hängig von fester Klang­ge­stalt und auf unend­lich viele Arten inter­pre­tierbar. Aber welcher Sterb­liche bekommt sie jemals in toto zu hören? Und ist es über­haupt möglich, sein komplettes Werk klin­gend zu erleben?
Zum 333. Geburtstag des Thomas­kan­tors hat Universal aus den Archiven der Deut­schen Gram­mo­phon und Decca sowie weiterer 30 Labels und dem Leip­ziger Bach-Archiv das Gesamt­werk Bachs auf 222 CDs zusam­men­ge­tragen und damit das bisher größte derar­tige Projekt der Schall­plat­ten­ge­schichte gestemmt: Das in einer 13 Kilo­gramm schweren Pappbox nach Farben geord­nete Riesen­kon­volut enthält über 280 Stunden Musik mit 750 Inter­preten, darunter zehn Stunden Neuauf­nahmen – so etwa Giuliano Carmi­gnolas brand­ak­tu­elle Einspie­lung der Sonaten und Partiten für Violine solo.
Beigefügt sind zwei wissen­schaft­lich fundierte Hard­cover-Bücher zu Leben und Werk Bachs mit 13 neuen Essays von führenden Bach-Forschern sowie eine aktua­li­sierte Version des Bach-Werke-Verzeich­nisses (BWV) mit der exakten Zuord­nung aller CD-Tracks zu sämt­li­chen Werken Bachs. Das klin­gende Mate­rial versam­melt Aufnahmen aus den letzten 90 Jahren und bietet sogar auf mehr als 50 CDs Vergleichs­einspielungen bekannter Werke an, so etwa drei Versionen der „Bran­den­bur­gi­schen Konzerte“ unter Goebel, Pinnock und Harnon­court. Im Anhang gibt es 15 CDs mit Vorbil­dern und Bear­bei­tern Bachs von über Stokowski bis Jacques Lous­sier und Peter Gregson. Im Zeit­alter der Ramsch-Container wirkt diese Edition über­wäl­ti­gend seriös und hoch­wertig und gewährt nicht nur dem Bach-­Kenner den unmit­tel­baren Zugang zu einem tönenden Universum des Humanen.