Georg Friedrich Haas

Frag­ment im Fieber­traum

von Walter Weidringer

6. Januar 2019

Georg Friedrich Haas setzt in die Leerstellen Mozarts Requiem sieben Klangräume setzt und reagiert mit diesem Auftragswerk des Mozarteumorchesters Salzburg expressiv auf Mozart.

Dieser (Uraufführungs-)Mitschnitt aus dem Salz­burger Mozar­teum von 2005 ist doppelt span­nend. Erstens, weil Mozarts Requiem ohne jede Ergän­zung erklingt und somit radikal ein Torso bleibt. Das fokus­siert das Hörerlebnis auf das Wesent­liche, also das, was Mozart als erstes nieder­ge­schrieben hat: den vier­stim­migen Vokal­satz. Zwei­tens, weil in die Leer­stellen sieben Klang­räume setzt und mit seinem Auftrags­werk expressiv auf Mozart reagiert – in der Anmu­tung, wir würden in die Fieber­träume des Ster­benden hinein­lau­schen. Nach dem Lacri­mosa bedeutet das geräusch­hafte Karg­heit, ansonsten bildet ein Brief­text von 1791 die Grund­lage: jenes in starrem Büro­kra­ten­deutsch abge­fasste Schreiben, in dem Mozart eine unbe­zahlte Stelle am Stephansdom zuge­spro­chen bekommt. Im Ganzen klingt das nicht nur histo­risch und zeit­ge­nös­sisch infor­miert, sondern auch beklem­mend, tröst­lich und erhaben zugleich.