Friedrich Gulda
Authentisch
von Sina Kleinedler
29. Mai 2021
Friedrich Gulda beweist in zwei Solokonzerten aus dem Jahr 1959 seine profunde Musikalität, und der SWR beschließt damit seine Gulda-Edition.
In einer Zeit, in der mangels echter Konzerte auf digitale Möglichkeiten zurückgegriffen werden muss, gibt es nun die großartige Möglichkeit sich ein Rezital des großen Pianisten Friedrich Gulda ins Wohnzimmer zu holen. Zwei Solo-Klavierabende aus dem Jahr 1959 bilden den Abschluss der fünfteiligen Gulda-Edition des SWR. Die Originaltonbänder der Konzerte in Bruchsal und Schwetzingen wurden aufwändig nachbearbeitet. Knapp drei Jahre nach seinem Debut im New Yorker Jazzclub Birdland spielt Gulda Werke von Bach, Haydn, Mozart, Beethoven, Debussy und Ravel und scheint dabei, den Kern eines jeden Stückes vollkommen zu durchdringen.
Profunde Musikalität
An Gulda, der für herbe Sprüche („Ob Herr Schiff mein Konzert spielt oder schifft […], ist mir egal.“) und gewagte Aktionen (nacktes Blockflötenspiel auf der Bühne) bekannt war, bemängelten viele Kritiker seine Doppelgleisigkeit zwischen Jazz und Klassik. Jedoch zeigt sich auch auf diesen Aufnahmen, wie sehr seine intensive Beschäftigung mit der Jazzmusik seine Interpretationen klassischer Werke bereicherte. Mit der für ihn üblichen Präzision spielt Gulda so, als würde er selbst die Musik just in dem Moment erfinden. In jedem einzelnen Satz zeigt sich seine profunde Musikalität und etwas, das man heute oft vermisst: echtes, höchstpersönliches und authentisches Musizieren.