Fritz Lehner

Neue Brisanz

von Stefan Sell

26. Juni 2021

Fritz Lehner verfilmte 1986 mit Udo Samel seinen Blick auf Franz Schuberts Leben. Angesichts der prekären Lage der Künstler infolge des Lockdowns gewinnt sein Film neue Relevanz.

In opulenten Bildern fängt Fritz Lehners mehr­fach preis­ge­krönte Verfil­mung das Leben von ein. Weniger das Leben als das bedrü­ckende Lebens­ge­fühl eines Menschen, der irgendwie immer fehl am Platze zu sein scheint und nirgends ein wirk­li­ches Will­kommen finden kann. Diese Einsam­keit einer groß­ar­tigen Künst­ler­per­sön­lich­keit geht unter die Haut. 1986 zur Erst­aus­strah­lung des Drei­tei­lers titelte Klaus Umbach im Spiegel: „Adagio in Quaran­täne”. Das klingt in Pande­mie­zeiten nochmal anders: Ja, liebe Künstler, wir wollen eure Musik, doch wie und wovon ihr lebt, das sei eure Sache. So gesehen, gewinnt dieses „Fern­seh­juwel” eine neue Brisanz, wirft einen bemer­kens­werten Blick auf die soge­nannte System­re­le­vanz von Künst­lern in einer Gesell­schaft. Das ist viel­leicht nicht unter­haltsam, aber unbe­dingt hinse­hens­wert. Laut einem Wiener Beamten namens Brot­korb hinter­ließ Schu­bert, der allein 600 unsterb­lich schöne Lieder geschrieben hat, neben ein paar Klei­dungs­stü­cken und einer Matratze nicht viel mehr als „einige alte Musi­ka­lien, geschätzt auf zehn Gulden”.