Fritz Winter

Der Weg zur inneren Wirk­lich­keit

von Ruth Renée Reif

27. November 2020

Fritz Winter gehörte zu den großen Künstlerpersönlichkeiten Deutschlands, die sich der Abstraktion zuwandten. Die Ausstellung „Fritz Winter. documenta-Künstler der ersten Stunde“ würdigt ihn.

war Maler der ersten Stunde der docu­menta in . Die von Arnold Bode initi­ierte Ausstel­lung im Fride­ri­cianum war nach dem Ersten Welt­krieg die erste große Kunst­aus­stel­lung moderner Kunst in West­deutsch­land. Bode wollte jenen Künst­lern Bekannt­heit vermit­teln, die während des Natio­nal­so­zia­lismus verfemt waren. So stand die abstrakte Kunst der 1920er- und 1930er-Jahre im Mittel­punkt.

Ein Einblick in die Ausstel­lung „Fritz Winter. docu­menta-Künstler der ersten Stunde“

Winters Arbeiten wurden in den ersten drei Ausstel­lungen 1955, 1959 und 1964 gezeigt. 1905 in Alten­bögge geboren, kam Winter 1927 ans Bauhaus. Ange­regt von der Lehre Paul Klees und Wassily Kandin­skys, fand er zu den natur­my­thi­schen Ideen der Künst­ler­gruppe Blauer Reiter in .

Ein allum­grei­fendes Sein

Bestim­mend für diese Künstler war das Streben nach dem „schöp­fungs­ur­sprüng­li­chen Punkt“. Es trieb sie die Vorstel­lung eines allum­grei­fenden Seins als Ursprung der Bilder. Winter fand im Unge­gen­ständ­li­chen einen Weg, sich der inneren Wirk­lich­keit anzu­nä­hern.

Fritz Winter: Gelber Klang, 1950
Fritz Winter: „Gelber Klang“ aus dem Jahr 1950
(Foto: © Baye­ri­sche Staats­ge­mäl­de­samm­lungen, München, Fritz-Winter-Stiftung.jpg)

Der Natio­nal­so­zia­lismus unter­brach seine Arbeit. 1937 wurden seine Bilder aus den Museen entfernt und enteignet. Zwei Jahre darauf wurde Winter zum Kriegs­dienst einbe­rufen. Erst 1949 kehrte er aus russi­scher Kriegs­ge­fan­gen­schaft nach zurück.

Schwin­gende Kraft­felder

Die Kriegs­er­leb­nisse gaben seinem Schaffen noch einmal einen bedeut­samen Impuls. In schwin­genden Kraft­fel­dern, ener­ge­ti­schen Span­nungen und kris­tal­linen Struk­turen verlieh er seinen Erleb­nissen Ausdruck und bahnte sich einen Weg, um zu jenem fernen Punkt vorzu­dringen, an dem alles zur Deckung kommt.

Fritz Winter: Wandlung II
Fritz Winter: „Große Kompo­si­tion (Wand­lung II)“ aus dem Jahr 1953
(Foto: © Fritz-Winter-Haus, Ahlen)

Der Kunst­his­to­riker Werner Haft­mann, der die dritte docu­menta mitku­ra­tierte, schrieb vom „abstrakten Herme­tismus“, dem „fürch­ter­li­chen Ausge­schlos­sen­sein unserer Vorstel­lungs­kraft“. Und er verwies auf das abstrakte Bild als „das Rettende“ zur Bewäl­ti­gung einer abstrakt gewor­denen Welt. Auf Initia­tive der Fritz-Winter-Stif­tung und der Baye­ri­schen Staats­ge­mäl­de­samm­lungen rekon­stru­iert die Muse­ums­land­schaft Kassel die zentralen Beiträge Fritz Winters zu den ersten drei docu­menta-Ausstel­lungen. Gezeigt werden rund 990 Werke aus Malerei, Grafik und Bild­wir­kerei.

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Weitere Informationen zur Ausstellung „Fritz Winter. documenta-Künstler der ersten Stunde“ unter: museum-kassel.de

Fotos: 2020 VG Bild-Kunst