Klavier-Festival Ruhr

Geburts­tags­gala mal Zwei

von Guido Krawinkel

7. Juni 2018

Ein doppeltes Hurra: Das Klavier-Festival Ruhr wird 30, sein Intendant Franz Xaver Ohnesorg 70!

Ein doppeltes Hurra: Das Klavier-Festival Ruhr wird 30, sein Inten­dant Franz Xaver Ohnesorg 70!

Er kann es nicht lassen: Selbst im Moment, in dem Franz Xaver Ohnesorg die Ehre ange­tragen wird, sich ins Goldene Buch der Stadt einzu­schreiben, denkt er nur an eines: an „sein“ Festival. Der Musik­ma­nager Ohnesorg ist seit 1995 ohne Unter­lass für das auf den Beinen, und statt sich im Moment des Trium­phes einfach feiern zu lassen, tut er das, was er am besten kann: Menschen mobi­li­sieren, das Publikum mit ins Boot nehmen, Aufmerk­sam­keit gene­rieren.

Ohnesorg möchte für die ganz große Bühne sorgen: Es soll nicht nur ein feier­li­cher Verwal­tungsakt mit ein paar Pres­se­ver­tre­tern sein, nein, die Wupper­taler Bevöl­ke­rung, die durch ihr bürger­schaft­li­ches Enga­ge­ment erst solche Veran­stal­tungs­orte wie die histo­ri­sche Stadt­halle ermög­licht hat, solle auch zugegen sein. Hier erweist der von Thomas Quast­hoff bei der Jubi­lä­ums­sause in der altehr­wür­digen Wupper­taler Stadt­halle mit einem durchaus hinter­grün­digen Lächeln als „Sonnen­könig“ titu­lierte „FXO“ seinem Ruf als Kultur­ka­ta­ly­sator wieder einmal alle Ehre.

„Menschen mobi­li­sieren, das Publikum mit ins Boot nehmen, Aufmerk­sam­keit gene­rieren“

Dass er das in den vergan­genen Jahren überaus erfolg­reich gemacht und das von einer Stif­tung getra­gene und maßgeb­lich vom Initia­tiv­kreis Ruhr als Gene­ral­sponsor unter­stützte Klavier-Festival Ruhr zum größten Festival seiner Art weiter­ent­wi­ckelt hat, zeigt schon die Gäste­liste: ein Who’s Who der Pianis­ten­zunft, von bis reicht die Spann­weite, von bis zu Gerhard Oppitz. Und natür­lich ist der Saal ausver­kauft.

Gefeiert wird an diesem Abend aber nicht nur das 30-jährige Jubi­läum des Festi­vals, auch Ohnesorg selbst feiert Geburtstag, seinen 70. Anzu­merken ist ihm das nicht. Das Diktum von Kultur als notwen­digem Lebens­mittel – der Jubilar scheint der beste Beweis dafür zu sein, ebenso wie sein Festival. Das Programm des gut drei­stün­digen Abends im Übrigen auch: Moog und Oppitz spielen vier­händig Schu­bert, Sopra­nistin Juliane Banse singt eben­diesen, und Olli Mustonen spielt Beet­hoven-Varia­tionen. Brendel bleibt sich selbst treu und rezi­tiert Selbst­ge­dich­tetes während Sohn Adrian Kurtág spielt, danach hört man mit Tschai­kowsky und Martha Arge­rich nebst Sergio Tiempo mit Ravel – allein die erste Hälfte des Abends ist für sich genommen schon ein Mini-Festival.

„Die welt­weit führende Platt­form, für Lieb­haber der Klavier­musik wie für Pianisten“

Die zweite ist der vermeint­lich leich­teren Muse vorbe­halten: Maki Name­kawa und Dennis Russel Davies spielen Bern­stein, und fetzen Gershwin, bevor mit Till Brönner, Dieter Ilg, Thomas Quast­hoff und Frank Chas­tenier in wech­selnden Beset­zungen gejazzt wird. Für das furiose Finale sorgt Michel Camilo mit einem umju­belten Auftritt.

Was macht aber nun den Geist des Klavier-Festi­vals Ruhr aus? „Das Klavier-Festival ist für mich die welt­weit führende Platt­form, für Lieb­haber der Klavier­musik wie für Pianisten. Ich kenne nichts Vergleich­bares“, sagt Gerhard Oppitz auf der After-Show-Party. Auch für Joseph Moog spielt das Festival eine beson­dere Rolle: „Hier ist das Zuhause für die großen Pianisten der Welt. Hier sind schon viele Freund­schaften entstanden, hier gibt es oft ganz spon­tane Begeg­nungen.“ Für den Diri­genten und Pianisten Dennis Russel Davies hat es mit dem Festival zudem eine sehr persön­liche Bewandtnis: Hier ist er nicht nur unzäh­lige Male aufge­treten, hier hat er auch seine Frau kennen­ge­lernt. Hier erhalte man, so erzählt er, nach der Probe auch mal eine Kunst­füh­rung durch den Inten­danten höchst­per­sön­lich. Vor allem eins hat ihn sehr beein­druckt: „Hier gibt es ein sehr inter­es­siertes und offenes Publikum.“

KLAVIER-FESTIVAL RUHR
Infor­ma­tion und Karten­ser­vice:
Tel.:+49-(0)201–89 66 80
www​.klavier​fes​tival​.de

Fotos: Klavier-Festival Ruhr / Peter Wieler