Graham Waterhouse

Beauty Beasts

von Florian Amort

20. April 2021

Graham Waterhouse lässt sich von Meeresungeheuern inspirieren und stellt neue Kompositionen vor.

„Skylla und Charybdis“ sind nicht nur die Namen zweier Meeres­un­ge­heuer, die unter anderem Odys­seus das Leben schwer machten, sondern sie geben auch dem neuen Kammer­musik-Album des briti­schen, in der Nähe von lebenden Kompo­nisten und Cellisten seinen Titel. Water­house erkennt in der Rede­wen­dung „zwischen Skylla und Charybdis sein“ (sich für eines von zwei Übeln entscheiden müssen) das Schicksal des zeit­ge­nös­si­schen Kompo­nisten schlechthin, denn zu Beginn eines jeden neuen Werkes muss dieser Grund­satz­ent­schei­dungen treffen, Entschei­dungen zwischen Tona­lität und Atona­lität, zwischen tradi­tio­nellen oder expe­ri­men­tellen Form­kon­zepten.

Graham Waterhouse
Setzt auf freie, erzäh­lende Formen: der Kompo­nist und Cellist Graham Water­house
(Foto: © Farao clas­sics)

Water­house entwi­ckelt seine Kompo­si­tionen oftmals aus wieder­erkenn­baren melo­di­schen Frag­menten, beispiels­weise das Dies Irae in der Rhap­sodie Macabre (2012) für Klavier und Streich­quar­tett oder aber die Natio­nal­hymnen Frank­reichs, Deutsch­lands und Groß­bri­tan­niens, die er in Trilogy (2013) kurz­weilig kombi­niert. Osti­nato-Struk­turen oder der Klang von Glocken können eben­falls als Inspi­ra­ti­ons­grund­lage dienen. Auch in der Titel­kom­po­si­tion Skylla und Charybdis (2014) setzt er dabei auf freie, erzäh­lende Formen, die aller­dings mitnichten Programm­musik sind, sondern erstaun­lich abstrakt funk­tio­nieren – und den Reiz dieses Albums ausma­chen.