David Lively

I Got Rhythm

von Attila Csampai

19. Juni 2018

Eine elektrisierende, rigoros klare, lustvoll sprühende Wiederbelebung der subversiven Energien dieser niemals alternden Musik: simply irresistible!

David Livelys Karriere verlief atypisch. Der 1953 in Ohio gebo­rene Pianist gab bereits mit 14 sein US-Orches­ter­debüt, über­sie­delte aber bereits mit 16 nach Paris, wo er seinen neuen Lebens­mit­tel­punkt fand: Er wurde Fran­zose, unter­rich­tete am Pariser Konser­va­to­rium, blieb aber im Herzen eng mit seiner alten Heimat verbunden. Seine US-Gene prägen jetzt eine vor Spiel­freude über­quel­lende Revue ameri­ka­ni­scher Klavier­musik, die in 28 ausge­wählten Minia­turen den alles entschei­denden Einfluss der afro­ame­ri­ka­ni­schen Musik­kultur, also des Blues und des Jazz, bei neun „seriösen“ Kompo­nisten von Gott­schalk, Gershwin, über Copland, Barber, Carter und Ives bis zu den post­mo­dernen Zeit­ge­nossen Albright und Bolcom nach­spürt. Im Mittel­punkt stehen zwölf Ever­greens aus dem legen­dären Song­book George Gershwins, die Lively in den lako­nisch-kurzen Origi­nal­ver­sionen und mit einer für die Roaring Twen­ties typi­schen mario­net­ten­haft-eckigen Ragtime-Attacke dem Hörer so aufrei­zend und trocken-prägnant um die Ohren schlägt, dass man wie von Taran­teln gesto­chen unwei­ger­lich mittanzen möchte. Das ist das Gegen­teil von zucker­süßer Nost­algie, viel­mehr eine elek­tri­sie­rende, rigoros klare, lust­voll sprü­hende Wieder­be­le­bung der subver­siven Ener­gien dieser niemals alternden Musik: simply irre­sis­tible!