
Joseph Schmidt
Ein Lied geht um die Welt
von Ruth Renée Reif
26. August 2020
Joseph Schmidt, dem legendären Tenor mit der grandiosen Stimme, widmet Ioan Holender eine neue Folge seiner Sendereihe „KulTOUR mit Holender“. Zu Gast ist Holender bei Barrie Kosky.
Joseph Schmidt, dem legendären Tenor mit der grandiosen Stimme und dem tragischen, viel zu frühen Tod, widmet Ioan Holender am 27. August 2020 auf Servus TV und am 28. August 2020 auf Servus TV Deutschland eine neue Folge seiner Sendereihe „KulTOUR mit Holender“. Zu Gast ist Holender bei Barrie Kosky, dem Intendanten der Komischen Oper Berlin.
Joseph Schmidt besaß einen strahlenden Tenor von faszinierender Leichtigkeit und Beweglichkeit. Mühelos erreichte er das hohe D. Da seine Körpergröße für die Opernbühne nicht ausreichte, wurden Rundfunk und Schallplatte sein Medium.
Rundfunkdebüt

(Foto: © Joseph-Schmidt-Archiv, Dürnten)
1929 sang er dem Sänger Cornelis Bronsgeest, der damals die musikalische Abteilung des Berliner Rundfunks leitetet, die Stretta Di quella pira aus Verdis Il trovatore in der Originaltonart C‑Dur vor. Sein Rundfunkdebüt gab er am 18. April 1929 mit dem Glanzstück für Tenöre, der Arie O Paradiso des Vasco da Gama aus Giacomo Meyerbeers L’Africaine.

(Foto: © Joseph-Schmidt-Archiv, Dürnten)
Bereits einen Monat später besang er mit dem Liebesduett aus Puccinis Tosca an der Seite von Göta Ljungberg seine erste Schallplatte. In der Folge brachte er eine Vielzahl an Platten heraus.
Kunstvoller Synogalgesang im multikulturellen Czernowitz
Joseph Schmidt wurde am 4. März 1904 in Dawideney in der Bukowina, einem Teil der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, geboren. Seine Eltern waren orthodoxe Juden. So sang Schmidt bereits als Kind in der Synagoge von Czernowitz und erhielt Unterricht im Synogalgesang mit seinen kunstvollen Verzierungen. Czernowitz war damals eine multikulturelle Stadt, und die Juden konnten wählen zwischen Deutsch, Jiddisch und Rumänisch.
Ausbildung und Erfolge in Berlin

Zum Gesangsstudium ging Schmidt 1925 nach Berlin, wo seine große Karriere begann. 1932 spielte er die Hauptrolle in dem Film Ein Lied geht um die Welt, dessen Titelarie bis heute unvergessen ist. Der Film spielt in Venedig und erzählt die Geschichte von dem Musikclown Rigo und dem Tenor Ricardo, die gemeinsam auftreten, deren Freundschaft jedoch an der Liebe zu einer Frau zu zerbrechen droht.
Das rührselige Ende des Films Ein Lied geht um die Welt: Ricardo rettet in letzter Minute den Auftritt seines Freundes Rigo (Viktor de Kowa) und verzichtet auf Nina (Charlotte Ander).
Auf dem Gipfel des Erfolges

(Foto: © Joseph-Schmidt-Archiv, Dürnten)
Schmidt befand sich damals auf dem Gipfel des Erfolges. An der glanzvollen Première des Films am 9. Mai 1933 im Ufa-Palast in Berlin soll sich auch Joseph Goebbels befunden haben, der Schmidt bewunderte.

(Foto: © Joseph-Schmidt-Archiv, Dürnten)
Aber Hitlers Judenhass war unerbittlich. Schon kurze Zeit darauf nahmen die nationalsozialistischen Hetzkampagnen gegen jüdische Künstler in den Zeitungen an Fahrt auf. Schmidt emigrierte nach Österreich. Noch konnte er reisen und 1935 sogar in den USA singen.
Tragische Flucht

(Foto und Titelfoto des Beitrags: © Servus TV)
Doch mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 begann eine tragische Flucht. Über die Beneluxstaaten gelangte Schmidt nach Südfrankreich. 1942 überquerte er illegal die Grenze in die Schweiz, wo er in das Internierungslanger Girenbad bei Zürich eingewiesen wurde. Da er sein Vermögen in den USA nicht rankam, war er vollkommen mittellos. Eine Arbeitserlaubnis hatte er nicht.
Ohne ärztliche Hilfe
Körperlich geschwächt und ohne ärztliche Hilfe, die ihm die Schweizer Behörden verweigerten, starb er am 16. November 1942 im Alter von 38 Jahren. Was bleibt, ist seine Stimme.
Aufnahmen von Joseph Schmidt anzuhören in der NML.
KulTOUR mit Holender: Ioan Holender unterhält sich mit Barrie Kosky auf SERVUS TV am 27. August 2020 und auf Servus TV Deutschland am 28. August 2020: www.servustv.com