Kate Lindsey

Mit Mezzo-Samt

von Fabian Stallknecht

21. August 2021

Kate Lindsey bringt auf ihrem Album Tiranno vom römischen Kaiser Nero zugrunde gerichteten Frauen eine musikalische Hommage dar.

Anders als der Titel „Tiranno“ viel­leicht erwarten lässt, bietet die Mezzo­so­pra­nistin Kate Lindsey auf ihrem Album keine Samm­lung kolo­ra­tu­rensprü­hender baro­cker Feld‑, Wald- und -Schurken, sondern eine musi­ka­li­sche Hommage an den sagen­um­wo­benen römi­schen Kaiser Nero und die von ihm zugrunde gerich­teten Frauen in seinem Leben, allen voran Mutter Agrip­pina und die Ehefrauen Ottavia und Poppea. Dass der antike Lüst­ling auf dem Impe­ra­to­ren­thron sich in der Barock­oper solcher Beliebt­heit erfreute, verwun­dert kaum, verkör­pert er doch wie kaum eine andere histo­ri­sche Gestalt jene von Wahn­sinn getrie­bene Deka­denz und Sinn­lich­keit, den Oper und Film so lieben.

Im Zentrum der Aufnahme stehen mehrere Ausschnitte aus Monte­verdis L’in­co­ro­na­zione di Poppea, flan­kiert von Kantaten von , Händel und Barto­lomeo Monari, darunter zwei Erst­ein­spie­lungen. In Gestalt des Tyrannen ergötzt Lindsey sich vokal am Brand Roms und dem Tod Senecas, ergeht sich im eroti­schen Verlangen nach Poppea und fällt schließ­lich dem Wahn­sinn anheim. Als Ottavia beklagt sie ihr Los, als Agrip­pina geht sie der Hinrich­tung entgegen, und als alternde Poppea nimmt sie melo­dra­ma­tisch Abschied von Herr­schertum und Macht. Diese Affekt­viel­falt gestaltet die Sängerin mit Mezzo-Samt und Stimm­kultur, kompe­tent begleitet vom Ensemble Arcan­gelo unter der Leitung von Jona­than Cohen.

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Auftrittstermine und weitere Informationen zu Kate Lindsey: katelindsey.com 

Fotos: Giles Duley