
News | 27.01.2021
Klassik-Stiftung Weimar restituiert Liszt-Manuskripte
27. Januar 2021
Die Klassik-Stiftung Weimar hat erfolgreich zwei Notenmanuskripte von Franz Liszt restituiert, welche NS-verfolgungsbedingt entzogen wurden. Die Dokumente befanden sich zuvor bei der in Nürnberg lebenden Emma Frankenbacher und wurden nun rechtmäßig in den Bestand des Goethe- und Schiller-Archivs aufgenommen.
Die Klassik-Stiftung Weimar hat zwei Notenmanuskripte von Franz Liszt restituiert. Mit den Erben der früheren Besitzerin wurde ein entsprechender Vertrag geschlossen und der Rückkauf der Dokumente vereinbart, teilte die Stiftung am Mittwoch mit. Die Handschriften befänden sich nun rechtmäßig im Bestand des Goethe- und Schiller-Archivs.

Liszt, Partiturabschrift 1. Klavierkonzert
Bei den Manuskripten handelt es sich um eine von Liszt (1811–1886) umfassend überarbeitete Partiturabschrift seines 1. Klavierkonzerts Es-Dur, die dem Erstdruck 1857 als Stichvorlage diente, und eine Abschrift des „Festliedes zu Schillers Jubelfeier“ mit einer eigenhändigen Widmung des Komponisten.
Ende 1937 verkaufte die in Nürnberg lebende Emma Frankenbacher die beiden Dokumente an das Goethe-Nationalmuseum für insgesamt 150 Reichsmark. Zu diesem Zeitpunkt war die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung in Deutschland erheblich verschärft worden. „Viele Verfolgte mussten ihr Hab und Gut verkaufen, um ihr Überleben zu sichern, um Zwangsabgaben zu leisten oder um ihre Emigration zu finanzieren“, erklärte die Stiftung, zu der das Museum heute gehört. Frankenbacher wurde im September 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie kurz darauf starb. Ihre Tochter und deren Ehemann konnten nach Argentinien emigrieren.
Im Rahmen ihrer systematischen Provenienzforschung identifizierte die Klassik Stiftung die beiden Notenmanuskripte als NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut. Durch aufwendige Recherchen im familiären Umfeld der Tochter konnte letztlich der Kontakt zu deren Cousin und dessen Familie in Argentinien hergestellt werden. Den Rückkauf der Dokumente unterstützten die Thüringer Staatskanzlei und die Freundesgesellschaft des Goethe- und Schiller-Archivs.
Seit 2010 überprüft die Klassik Stiftung ihre Bestände systematisch auf sogenanntes NS-Raubgut. Seit 2020 werden darüber hinaus unrechtmäßige Entziehungen in der sowjetischen Besatzungszone und der DDR untersucht.
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