
Frische Höreindrücke von Ivo Pogorelich konnte man sich lange Zeit nur im Konzertsaal verschaffen. Nach mehr als 20 Jahren Pause ist nun wieder eine CD des Pianisten mit Sonaten von Beethoven und Rachmaninow herausgekommen. Der kroatische Virtuose gilt als einer der eigenwilligsten Musiker und wird diesem Ruf auch auf seinem neuen Studioalbum gerecht. Pogorelich nähert sich den Werken mit unverkennbarer Kompromisslosigkeit. Sein Spiel klingt stellenweise rau und kantig. Mit teils exzessiven Rubati setzt er Akzente, die manieriert wirken können. Auffällig langsam, mit Effekt suchenden Verzögerungen beginnt er beispielsweise das Allegro vivace in Beethovens Sonate Nr. 24 op. 78, die der ungarischen Gräfin Therese von Brunsvik gewidmet ist. Authentisch wirkt Pogorelich vor allem dann, wenn er perkussive Passagen angeht und einen kraftvollen, ausladenden Klang zelebriert. Insofern kann man Sergei Rachmaninows höchst anspruchsvolle Zweite Klaviersonate in der überarbeiteten Fassung von 1931 als Pogorelichs eigentliches Paradestück auf diesem Album betrachten.
Ludwig van Beethoven, Sergej Rachmaninoff: „Piano Sonatas”, Ivo Pogorelich (Sony)