Lena Neudauer

Span­nungs­reiche Dialoge

von Walter Weidringer

16. April 2020

Lena Neudauer und die Cappella Aquileia unter Marcus Bosch wenden sich Beethovens Violinkonzert und den Violinromanzen zu.

Beet­ho­vens Violin­kon­zert: Das konnte in der roman­ti­schen Spiel­tra­di­tion ein in epische Breite zerflie­ßendes, monu­men­tales Tonge­mälde bedeuten. Lena Neudauer, und die rücken dagegen allem Plüsch zu Leibe, auf den Beet­ho­vens lyri­sche Melo­dien oft gebettet werden oder in dem sie zu versinken drohen. Das Kantable bekommt hier inmitten des Drama­ti­schen, ja sogar aufre­gend Nervösen einen neuen (alten?) Ort zuge­wiesen. Dabei hilft auch, dass Neudauer im Wesent­li­chen die von Wolf­gang Schnei­derhan auf die Violine umge­legten Kadenzen von Beet­ho­vens origi­naler Klavier­fas­sung spielt, bei denen im Stirn­satz die Pauke mitmischt.

Das dabei verwirk­lichte dialo­gi­sche Prinzip beherrscht die gesamte Lesart mit ihrem sach­li­chen, manchmal bewusst trockenen Zugriff: Die durchaus vorhan­dene Süße des Tons wird nie klebrig, das histo­risch infor­mierte Spiel ist span­nungs­reich und voller Attacke. Die Violine drängt sich dort, wo sie das melo­di­sche Geschehen mit Girlanden schmückt, nie prima­don­nen­haft in den Vorder­grund.