Debargue & Kremer

Authen­tisch

von Christoph Schlüren

18. Oktober 2021

Pianistische Eleganz! Lucas Debargue und Gidon Kremer bescheren mit ihrem Album „Zal“ eine Wiederentdeckung des Komponisten Miłosz Magin.

Der polni­sche Begriff ‚żal‘, den einst schon Ewa Kupiec für ein Chopin-Album gewählt hatte, ist viel­leicht am ehesten mit dem rumä­ni­schen ‚dor‘ zu verglei­chen, das eine Art uner­gründ­liche Wehmut, ein nost­al­gi­sches Sehnen nach Heimat und Ferne zugleich symbo­li­siert. Ich kannte Miłosz Magin (1929–1999), den Mentor der Lehrerin von , nur als zauber­haften Chopin-Pianisten und bin über­rascht von der durch­ge­hend hohen, in unprä­ten­tiöser Tradi­ti­ons­liebe eigen­stän­digen Qualität seiner Musik: ein Klavier­kon­zert mit Strei­chern, Pauken und Schlag­zeug (1970), das wunderbar neben Schost­a­ko­witsch gespielt werden kann und mit seinen Kontrasten zwischen (gele­gent­lich jazzig groo­vender) virtuoser Wild­heit und innig choral­haftem Versenken fesselt; ein aus dem Boden polni­scher Folk­lore sich trans­for­mie­rendes Violin­kon­zert mit Strei­chern und Pauken (1975), das tanzt und betet; ein instru­mental die Klage subli­mie­rendes Stabat Mater. Das natür­lich Musi­kan­ti­sche vereint sich mit echter Inspi­ra­tion. Dazwi­schen träu­me­ri­sche Voca­lisen, von und Debargue tran­skri­biert. Die beiden Solisten treffen den Kern der Sache, die spielt mit innerer Wach­heit – eine auch aufnah­me­tech­nisch bestechende, geist­voll authen­ti­sche Entde­ckung.

Fotos: Cécile Chabert / Sony Music