Piotr Anderszewski

Mozarts heitere Trauer

von Attila Csampai

19. März 2018

Der polnische Pianist Piotr Anderszewski ist ein hochsensibler Lyriker, der gerne eigene Wege und Mozarts Klavierkonzerten auf den Grund geht.

Der polni­sche Pianist ist ein hoch­sen­si­bler Lyriker, der gerne eigene Wege und den Dingen auf den Grund geht: In seiner mitt­ler­weile ansehn­li­chen Disko­grafie hat der 48-Jährige schon zwei Alben mit Mozart-Konzerten veröf­fent­licht, und da, vom Flügel aus diri­gie­rend, der fein­sin­nigen kammer­mu­si­ka­li­schen Inter­ak­tion den Vorzug gegeben. So jetzt auch auf seinem neuen, den späten Konzerten in C‑Dur (KV 503) und B‑Dur (KV 595) gewid­meten Album, bei dem er das exzel­lente zu lebendig pulsie­renden, atmenden, fein­füh­ligen Dialogen mit dem Klavier­so­listen animiert. Für seine poetisch-zärt­liche, stets glas­klare, natür­lich flie­ßende Klang­rede scheint der deut­lich zurück­ge­nom­mene, ständig zwischen hell und dunkel pendelnde Tonfall des späten Mozart gera­dezu ein ideales Terrain zu sein. Es gelingt ihm vor allem in den beiden lang­samen Sätzen, die sich stetig ausbrei­tende Melan­cholie Mozarts in seinen letzten Lebens­jahren, diese tief beseelte „heitere Trauer“, mit berü­ckender Sensi­bi­lität und Schlicht­heit in Klang zu setzen und dabei die stän­digen Licht- und Stim­mungs­wechsel als inneres Drama einer hoch­sen­si­blen Seele auszu­weisen: Mozarts Wahr­heit, das wird hier deut­lich, ist von einer anderen, höheren Welt.