News | 13.02.2021

Münchner „Frei­schütz“: Per Stream mittel­prächtig

von Redaktion Nachrichten

13. Februar 2021

Die digitale Premiere des "Freischütz" an der Bayerischen Staatsoper fand ohne Publikum statt. Regisseur Dmitri Tcherniakov versetzte die Handlung in ein gesichtsloses Bürogebäude, was kritisch bewertet wurde. Die musikalische Leistung der Solisten war zauberhaft, aber es fehlte an Überzeugung und Spannung.

Keine Bravos, keine Buhs, statt­dessen zum Abspann nochmal der Jäger­chor und dann der Satz „Der Live-Stream ist beendet“. Und einige Minuten nach Ende der Vorstel­lung rund 700 Menschen online mehr grüßend als disku­tie­rend bei der „Watch­party“ – das war die digi­tale „Freischütz“-Première am Samstag Abend in der Baye­ri­schen Staats­oper in .

"Der Freischütz"

„Der Frei­schütz“

Regis­seur hat das Geschehen (wieder einmal) in gesichtslos-elegantes Ambi­ente mit dem Charme eines Konzern-Sitzungs­saales versetzt. Dort spielt sich die Hand­lung ab, die nicht nur mangels Wald und Wolfs­schlucht, Leiden­schaft und Liebe inhalt­lich Strin­genz verliert, aber keine Dimen­sion hinzu gewinnt. Max als Scharf­schütze mit Posi­tion im Wolken­kratzer-Appar­te­ment statt als Jäger im deut­schen Misch­wald, im Visier die Busi­ness­people auf den Straßen der Metro­pole. Kaspar und Samiel als zwei Seiten einer schi­zo­phrenen Person und Kuno als Clan­chef mit skru­pel­losen Anfor­de­rungen an den, der seine Tochter will. Die Bühne ist geduldig.

Viel­leicht auch wegen des fehlenden Publi­kums bleibt auch die musi­ka­li­sche Span­nung auf der Strecke. leitet das Baye­ri­sche Staats­or­chester schul­buch­haft. Allen Solisten gelingen zauber­hafte Momente, natür­lich singt Agathe wunder­schön und einfühlsam, ist ein musi­ka­lisch tadel­loser Max, ebenso wie ein fehler­loser Kaspar und ein souve­ränes Ännchen. Aber ange­sichts dieser kompli­zierten Regie­idee fehlt allen die Gele­gen­heit, Über­zeu­gung zu entwi­ckeln.

„Manches kann man halt nicht aktua­li­sieren“, „Insze­nie­rung inter­es­sant, aber eine Thema­ver­feh­lung“ , „Kunst soll anregen, und das tut diese Insze­nie­rung“, waren Meinungen im Chat. Ja. Nicht weniger, aber auch nicht mehr, und das ist ein sehr anspruchs­loser Nenner.

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