Maurizio Pollini

»Ein progres­sives Element«

von Ruth Renée Reif

5. Januar 2022

Maurizio Pollini feiert am 5. Januar 2022 seinen 80. Geburtstag.

„Wirk­lich große Kunst besitzt ein progres­sives Element, das die Gesell­schaft benö­tigt, auch wenn Kunst nach rein prak­ti­schen Maßstäben völlig nutzlos erscheint“, erklärte einmal gegen­über der Zeitung The Guar­dian. „Kunst ist in gewisser Weise so etwas wie die Träume einer Gesell­schaft. Sie scheinen wenig zu bewirken, aber ebenso wie Schlafen und Träumen notwendig sind, denn der Mensch kann ohne sie nicht leben, kann eine Gesell­schaft auch nicht ohne Kunst exis­tieren.“

Maurizio Pollini spielt Beet­hoven Klavier­so­nate Nr. 30. Mit Beet­ho­vens Sonaten brachte er 2015 eine Acht-CD-Box heraus.

Gefeiert wurde Pollini als sensi­bler Chopin-Inter­pret und bril­lanter Beet­hoven-Inter­pret. Mit „analy­ti­schem Durch­drin­gungs-Vermögen“, wie es nannte, spielte er Bach, Mozart, Brahms, Schu­bert, Liszt. Berühmt für seine Perfek­tion, sein unüber­treff­li­ches manu­elles Können und den Farben­reichtum seines Spiels, beschränkte er sich weder auf konven­tio­nelle Auftritte, noch auf tradi­tio­nelle Programme.

Claudio Abbado, Maurizio Pollini und Luigi Nono
Verband eine frucht­bare Zusam­men­ar­beit: , und Maurizio Pollini

In den 1970er-Jahren konzer­tierte er in Fabriken und Sport­hallen und wirkte an Konzerten mit, die in Italien für Studenten und Arbeiter veran­staltet wurde. Auch legte er Wert auf eine beson­dere Programm­ge­stal­tung. Unter der Bezeich­nung „Progetto Pollini“ stellte er seine Programme aus alten und zeit­ge­nös­si­schen Werken zusammen und brachte stets auch entle­gene Werke aufs Podium. Eine künst­le­ri­sche Bezie­hung verband ihn mit und Luigi Nono, der una ola de fuerza y luz für ihn schrieb. Der Diri­gent erin­nert sich, wie turbu­lent es dabei zuging, als Pollini in Turin Nonos Zweites Klavier­kon­zert spielte.

Fotos: Cosimo Fillippini