
News | 01.10.2022
BR-Chor unter Peter Dijkstra: Auftakt mit viel Lamento
1. Oktober 2022
Der Chor des Bayerischen Rundfunks eröffnet unter der Leitung von Peter Dijkstra mit dem Programm "Liberté" die zweite Amtsperiode. Das Programm gilt als schwer und mühsam sowie fast ein Klagelied. Obwohl der Chor der Top-Klasse des BR überzeugte, hätte mehr Abwechslung und Freude-Ton dem Programm gutgetan.
Soll Freiheit in diesen Zeiten attraktiv sein? Diese spannende Frage stellt sich nach dem von anhaltendem Applaus begleiteten Konzert zum Auftakt der zweiten Amtsperiode von Peter Dijkstra als Künstlerischem Leiter des Chors des Bayerischen Rundfunks. Der Freiheitsgedanke, der das Programm am Samstag im Münchner Prinzregententheater durchzog, gab der Lamento-Seite des Themas einen sehr breiten Raum. Überspitzt gesagt, wurde er dadurch fast ein Klagelied.

Peter Dijkstra
„Liberté“ hieß das Motto des Abends, das von Orlando di Lasso (Lamentationes Hieremiae ProphetaeIgor) bis zu einem Chorsatz des ukrainisch-niederländischen Komponisten Maxim Shalygin – gewidmet der belarussischen Bürgerrechtlerin Maria Kolesnikowa – reichte und auch Francis Poulencs Figure humaine-Kantate für zwei gemischte Chöre umfasste. Dazwischen Strawinskys Psalmensymphonie in der Fassung für Chor und Klavier zu vier Händen mit dem munter sich präsentierenden und subtil spielenden Klavierduo Lucas und Arthur Jussen.
Das Programm atmete also Schwere und Mühsal. Dass diese Atmosphäre von einem Chor der Top-Klasse wie dem des BR eindrücklich musiziert wurde und Peter Dijkstra mit seiner nobel-feinsinnig und überaus differenzierten Dirigiersprache das Ensemble überragend leitete, überzeugte musikalisch teilweise, programmatisch jedoch nicht. Stellenweise schien auch an dem Chor Corona nicht folgenlos vorbeigegangen zu sein. In dynamischer Feinheit und in der Flexibilität der Ausdrucksnuancen hat man das Ensemble schon stärker erlebt. Und als Einstiegskonzert in eine neue Aufgabe hätte Dijkstra in der Auswahl der Stücke mehr Abwechslung und auch einen Freude-Ton walten lassen können. Dem Ensemble hätte es auch postpandemisch und pädagogisch im besten Sinn Schwung gegeben.
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