"Lohengrin", Bayerische Staatsoper 2022

News | 03.12.2022

„Lohen­grin“ in München feinstes Wagner-Musik­theater

von Redaktion Nachrichten

3. Dezember 2022

Die Inszenierung von Kornél Mundruczó für Lohengrin an der Bayerischen Staatsoper wurde gefeiert. Die musikalische Gestaltung und die Personenregie wurden gelobt und die asiatischen Symbolen gaben dem Stück interessante Nuancen. Klaus Florian Vogt, Anja Kampe und Johanni van Oostrum beeindruckten mit ihren Stimmen.

Der erste große Jubel bereits nach dem 1.Akt, nach dem letzten Ton der Richard Wagner­schen Sphä­ren­klänge Stan­ding Ovations: die „Lohengrin“-Regiearbeit von Kornél Mundruczó an der Baye­ri­schen Staats­oper wurde am Samstag gefeiert. Eine bild­lich fast anti­sep­tisch wirkende Ästhetik gewinnt durch opti­sche Kunst­griffe, psycho­lo­gisch über­zeu­gende Perso­nen­regie mit viel körper­li­chem Ausdruck und vor allem die musi­ka­li­sche Gestal­tung elek­tri­sie­rende Dynamik und poeti­sche wie hoch­dra­ma­ti­sche Gänse­haut­mo­mente. In dieser Kopro­duk­tion mit dem Shanghai Grand Theatre dachte das Regie­team auch immer wieder in asia­ti­schen Symbolen und orien­ta­li­schen Remi­nis­zenzen, was dem meta­phy­si­schen Gehalt span­nende Nuancen gibt.

"Lohengrin"

„Lohen­grin“

Der neue Münchner Lohen­grin heißt nun – endlich – Klaus Florian Vogt, und sein für die Rolle präde­sti­niertes Timbre passt in die von Hellig­keit und Licht­ef­fekten bestimmte Bühnen­optik dieser Insze­nie­rung beson­ders gut. Stimm­lich hat er viel an Gestal­tungs­mög­lich­keiten gewonnen, kluger Umgang mit der Kondi­tion und beste Stimm­kultur lassen die Grals­er­zäh­lung trotzdem zum Schlüs­sel­mo­ment der Oper werden. Als Elsa feiert Johanni van Oostrum ihr Rollen­debut, ein großer, gut geführter Sopran, der die Zerbrech­lich­keit vermissen lässt, die man von Sopranen in dieser Rolle kennt und gewohnt ist. Unglaub­lich als Ortrud ist Anja Kampe, die jede Phrase und jedes Wort sozu­sagen zwischen Schlange und Schwert gestaltet – eine Welt­klasse-Inter­pre­ta­tion dieser Gegen­spie­lerin der Ritter­braut. Johan Reuter als Fried­rich von Telra­mund könnte durch Aussprache noch an Durch­schlags­kraft gewinnen. Natür­lich muss man den Heer­rufer von Andrè Schuen erwähnen – der Lied­sänger mit dem schönen Bariton gibt der Rolle viel Gewicht. Mika Kares ist ein solider Hein­rich der Vogler.

Ein Genuss zu hören: das Baye­ri­sche Staats­or­chester, das Fran­çois-Xavier Roth so leitet, dass man neben faszi­nie­renden Momenten vor allem das Gesamt­erlebnis regis­triert. In einem auch dyna­misch gekonnt durch­ge­stalten Klang­fluss gewinnt das Werk neue Über­zeu­gungs­kraft. „Wir wollen die Essenz bewahren und trotzdem einge­fah­rene Klischees vermeiden, die solche berühmten Werke oft in Geisel­haft nehmen“, formu­lierte der Ungar Mundruczó seinen Regie­plan. Der ist nahezu hundert­pro­zentig aufge­gangen. Diese Produk­tion ist viel­schich­tiges wagner­sches Musik­theater vom Feinsten.

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Fotos: Wilfried Hösl