Claudia Mahnke (Die Fürstin) und Asmik Grigorian (Nastasja) in "Die Zauberin", Oper Frankfurt 2022

News | 05.12.2022

Tschai­kow­skis „Die Zauberin“ löst Begeis­te­rungs­stürme aus

von Redaktion Nachrichten

5. Dezember 2022

Regisseur Vasily Barkhatov inszenierte "Die Zauberin" von Peter I. Tschaikowski an der Oper Frankfurt als Gleichnis zum heutigen Russland. Asmik Grigorian brillierte in der Titelpartie vor ausverkauftem Haus.

Mit „Die Zauberin“ von Peter I. Tschai­kowski verwan­delte Regis­seur Vasily Bark­hatov sein Haus­debüt an der Oper Frank­furt am Sonn­tag­abend in einen Triumpf. Meis­ter­lich gelang es dem jungen Moskauer, das Streben nach Frei­heit und Unab­hän­gig­keit der Titel­figur aus dem Jahr 1887 samt ihrem Kampf gegen das Diktat der russisch-ortho­doxen Kirche und den repres­siven Poli­zei­staat mit dem durch will­kür­liche Gesetze zemen­tierten Tugend­terror des Russ­lands von heute gleich­zu­setzen. Dafür zeigte er die Welt von Zauberin Kuma als multi­kul­tu­relle, freie Kunst­szene mit exzes­siven Partys und Vernis­sagen und kontras­tierte sie mit der Welt der mäch­tigen Olig­ar­chen­fa­milie des oppres­siven Fürsten.

"Die Zauberin"

„Die Zauberin“

Das raffi­nierte Dreh­büh­nen­bild von Chris­tian Schmidt ließ sowohl Raum für Kumas offene Kunst­welt als auch für die pompöse Pracht neurei­cher Geschmack­lo­sig­keit der Fürs­ten­fa­milie. Erst­mals wurde die selbst in Russ­land selten gespielte Oper in Frank­furt gezeigt, die der Kompo­nist für sein bestes Werk hielt. In der Titel­partie der „bezau­bernden“ Witwe und Wirtin Kuma, die ihre Gast­stätte zum Ort der freien Kunst erklärt und die den Mut hat, die Avancen des Fürsten abzu­wehren und den bigotten ortho­doxen Priester Mamyrow der Lächer­lich­keit preis­zu­geben, war mit der litaui­schen Sopra­nistin Asmik Grigo­rian ideal besetzt. Ihre über­ra­gende stimm­liche und darstel­le­ri­sche Präsenz feierte das ausver­kaufte Haus mit Ovationen im Stehen.

Einfühlsam, leiden­schaft­lich und tempe­ra­ment­voll gelang auch das Dirigat von Valentin Uryupin, dem künst­le­ri­schen Leiter der Neuen Oper Moskau. Demge­gen­über hinter­ließ sein Lands­mann, der Tenor Alex­ander Mikhailov in seinem Frank­furt-Debüt als der von Kuma geliebte Prinz Juri keinen nach­hal­tigen Eindruck. Die Ensem­ble­mit­glieder Claudia Mahnke als rach­süch­tige Fürstin und tödliche Kontra­hentin Kumas und Iain MacNeil als über­grif­figer Fürst zeigten beide über­ra­gende Leis­tungen in ihren Rollen­de­büts, die sich mit Asmik Grigo­rian in einer künst­le­ri­schen Kate­gorie spie­lend messen konnten. Der von Tilman Michael glän­zend einstu­dierte Chor und die fünf agilen Wolfs­tänzer trugen entschei­dend zum über­ra­genden Publi­kums­er­folg des Abends bei.

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Fotos: Barbara Aumüller