Menahem Pressler (1923-2023), beim Echo Klassik 2015

News | 07.05.2023

Klavier­le­gende Menahem Pressler (99) gestorben

von Redaktion Nachrichten

7. Mai 2023

Menahem Pressler, der Gründer des Beaux Arts Trios und international anerkannte Pianist, ist im Alter von 99 Jahren gestorben. Er hatte eine lange Karriere als Solist und Kammermusiker und wirkte auch als Pädagoge. Presslers Verdienste wurden mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt.

Der Pianist Menahem Pressler ist tot. Er ist am Samstag „fried­lich gestorben“, wie die Jacobs School of Music der Indiana Univer­sity mitteilte, an der der Künstler lange Jahre unter­richtet hatte. Der gebür­tige Magde­burger wurde 99 Jahre alt.

Menahem Pressler (1923-2023)

Menahem Pressler (1923–2023)

Mehr als fünf Jahr­zehnte war Pressler der Pianist des 1955 von ihm mitge­grün­deten Beaux Arts Trios. In der Zeit hatte das Ensemble fünf Geiger, zuletzt Daniel Hope, und drei Cellisten. Nach der Auflö­sung des welt­weit gefei­erten Trios nahm Pressler im Alter von 85 Jahren seine Karriere als Klavier­so­list wieder auf. Als Kammer­mu­siker spielte er mit etwa mit dem Juil­liard String Quartet, dem Emerson String Quartet und dem Quatuor Ebène Mit fast 90 Jahren arbei­tete er mit dem Tenor Chris­toph Prégar­dien zusammen und inter­pre­tierte erst­mals Schu­bers Lieder­zy­klus „Wind­er­reise“.

1939 aus Nazi-Deutsch­land nach Israel geflohen, begann Press­lers Karriere 1946 mit dem Sieg beim Inter­na­tio­nalen Debussy-Klavier­wett­be­werb in San Fran­cisco, gefolgt von seinem Debüt mit dem Phil­adel­phia Orchestra unter der Leitung von Eugene Ormandy. In seinem Leben trat der Pianist in Nord­ame­rika, Europa und Asien auf und spielte mit prak­tisch allen führenden Orches­tern der Welt. Viele zeit­ge­nös­si­sche Kompo­nisten schrieben Werke für Pressler. Neben seinen Konzert­ak­ti­vi­täten wirkte der Pianist auch als Pädagoge, viele seiner Schüler sind heute selbst bekannte Musiker und Lehrer.

Zu Press­lers zahl­rei­chen Auszeich­nungen gehören Ehren­dok­tor­würden wie von der Manhattan School of Music in New York, der Royal Academy of Music London und der Ben-Gurion-Univer­sität Be’er Sheva. Sein Lebens­werk würdigten unter anderem das Gramo­phone Maga­zine, die Inter­na­tional Chamber Music Asso­cia­tion und der deut­sche Musik­preis Echo Klassik. 2005 wurde er mit dem Bundes­ver­dienst­kreuz I. Klasse des Bundes­prä­si­denten, der höchsten Auszeich­nung Deutsch­lands, und dem Commander des Ordens der Künste und der Lite­ratur, der höchsten kultu­rellen Auszeich­nung Frank­reichs, geehrt.

„Pressler war ein bril­lanter Pianist, ein außer­ge­wöhn­li­cher Lehrer und eine sanfte Seele, die Gene­ra­tionen von Pianisten auf der ganzen Welt unaus­lösch­lich geprägt hat“, erklärte der Dekan der Indiana Univer­sity, Abra Bush. „Er glaubte, dass seine »Leis­tung seine Praxis beein­flusste und seine Praxis seine Leis­tung beein­flusste«, und er liebte nichts mehr als das Üben.“ Pressler stehe für die große Kraft und Wirkung, die Musik entfalten kann, würdigte die deut­sche Kultur­staats­mi­nis­terin Claudia Roth (Grüne). „Er war im wahrsten Sinne des Wortes ein Jahr­hun­dert­mu­siker. Er wird uns und der Musik fehlen.“

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Fotos: Wieland Aschinger