Friedrich Cerha (1926-2023)

News | 14.02.2023

Kompo­nist Fried­rich Cerha gestorben

von Redaktion Nachrichten

14. Februar 2023

Der öster­rei­chi­sche Kompo­nist, Diri­gent, Geiger und Pädagoge Fried­rich Cerha ist tot. Er starb am Dienstag in Wien, wie die Nach­rich­ten­agentur APA unter Beru­fung auf die Familie berich­tete. Cerha wäre am Freitag (17. Februar) 97 Jahre alt geworden. „Mit Fried­rich Cerha verliert Öster­reich einen der größten Kompo­nisten der Moderne“, erklärte Kunst- und Kultur­staats­se­kre­tärin Andrea Mayer. „Sein Lebensweg und künst­le­ri­sches Werk stehen leuch­tend und unüber­sehbar für seinen persön­li­chen Mut zu einem Neuan­fang in der Musik.“

Friedrich Cerha (1926-2023)

Fried­rich Cerha (1926–2023)

Cerha wurde 1926 in Wien geboren, wo er an der Hoch­schule für Musik und darstel­lende Kunst (der heutigen Univer­sität mdw) Violine und Kompo­si­tion studierte. 1958 grün­dete er das Kammer­en­semble für Neue Musik „die reihe“. 1979 vervoll­stän­digte Cerha Alban Bergs Opern­frag­ment „Lulu“ um den dritten Akt. Die von Pierre Boulez in Paris urauf­ge­führte Version kam vier Jahre später an der Wiener Staats­oper auf die Bühne. Auch Cerhas erste eigene Oper „Baal“ nach dem Drama von Bertolt Brecht wurde nach der Salz­burger Urauf­füh­rung 1981 an das Haus am Ring über­nommen. Bei der Wiener Erst­auf­füh­rung seines „Ratten­fän­gers“ stand der Kompo­nist selbst am Pult. 2002 folgte in Wien die Urauf­füh­rung seines „Riesen vom Stein­feld“. „Ausge­tre­tenen Pfaden zu folgen, war Cerhas Sache nicht“, erklärte Staats­opern­di­rektor Bodgan Roscic. „Das Auspro­bieren und Austesten neuer Ideen machen sein Œuvre so lebendig und bezwin­gend.“

Ab 1959 unter­rich­tete Cerha an der Wiener Musik­hoch­schule. 1969 wurde er zum außer­or­dent­li­chen Professor ernannt und 1976 zum ordent­li­chen Professor für Kompo­si­tion, Nota­tion und Inter­pre­ta­tion Neuer Musik berufen. 2019 verlieh ihm die mdw die Ehren­mit­glied­schaft. „Er war uns stets ein Vorbild als Künstler, als Lehrender und vor allem als Mensch mit einer Haltung, die zum Wohle unserer Demo­kratie unver­han­delbar ist und sein muss“, würdigte Rektorin Ulrike Sych.

Cerha erhielt unter anderem den Großen Öster­rei­chi­schen Staats­preis (1986), das Öster­rei­chi­sche Ehren­zei­chen für Wissen­schaft und Kunst (2005), das Goldene Ehren­zei­chen für Verdienste um das Land Wien (2008) und 2010 das Silberne Komtur­kreuz des Ehren­zei­chens für Verdienste um das Bundes­land Nieder­ös­ter­reich. „Fried­rich Cerha setzte – als Künstler und als Mensch – auf das Verbin­dende und war eine überaus liebens­wür­dige Persön­lich­keit“, äußerte Nieder­ös­ter­reichs Landes­haupt­frau Johanna Mikl-Leitner. „Wir werden ihn stets mit größter Wert­schät­zung in Erin­ne­rung behalten.“

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Fotos: mdw/Mathias Swoboda