v.l.n.r. Kateryna Kasper (Angelica) und Zanda Švēde (Orlando) in "Orlando", Oper Frankfurt 2023

News | 29.01.2023

Oper Frank­furt: Händels „Orlando“ im Dreh­kreuz gefangen

von Redaktion Nachrichten

29. Januar 2023

Die Premiere von Georg Friedrich Händels "Orlando" an der Oper Frankfurt erhielt von Kritiker Ted Huffman aufgrund von schwacher Personenführung und wenig Einfallsreichtum bei der Ausdeutung der Eifersuchtsszenen sowie durchwachsener Leistungen der Sänger und des Orchesters keine positive Bewertung.

Ted Huff­mans Sicht auf Georg Fried­rich Händels Wahn­sinns­oper „Orlando“ am Sonn­tag­abend in der Oper Frank­furt erntete kaum mehr als höfli­chen Achtungs­ap­plaus. Psycho­lo­gisch zu statisch trotz perma­nent einge­setzter, bühnen­hoher Drehtür, gelang es Huffman nicht, eine klar erkenn­bare Haltung zu Händels affekt­ge­la­dener, drei­ak­tiger Opera Seria einzu­nehmen.

"Orlando"

„Orlando“

Zu kraftlos die Perso­nen­füh­rung, zu wenig Einfalls­reichtum bei der Ausdeu­tung der Eifer­suchts­szenen, blieb der drei­stün­dige Abend über weite Stre­cken szeni­scher Still­stand. Selbst die fünf agilen Tänzer in der Choreo­gra­phie Jenny Ogil­vies, die einer­seits die Gehilfen des Magiers Zoro­astro verkör­perten, ande­rer­seits die wech­sel­haften Gefühle der unglück­lich Liebenden voran­trieben, vermochten den zähen Opern­abend spürbar aufzu­lo­ckern.

Auch musi­ka­lisch blieb die Première durch­wachsen. Während die drei Ensem­ble­mit­glieder Zanda Švēde in der schwie­rigen Mezzo-Titel­partie, Kateryna Kasper als untreue Geliebte Ange­lica und Monika Bucz­kowska (Dorinda) durchweg über­zeugten, blieb das Haus­debüt von Coun­ter­tenor Chris­to­pher Lowrey als Medoro stimm­lich und darstel­le­risch blass. Božidar Smil­ja­nićs Strip­pen­zieher Zoro­astro dagegen, eben­falls vom Haus, vermochte seiner Bass­ba­riton-Partie viel Ausdruck­stärke zu verleihen. Das Frank­furter Opern- und Muse­ums­or­chester unter der Leitung von Simone Di Felice konnte erst nach der Pause bei Orlandos berühmter Wahn­sinns­szene mit seiner ganzen affekt­ma­le­ri­schen Kraft über­zeugen.

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Fotos: Barbara Aumüller