Niklas Liepe

Tanz um Bach

von Jens Laurson

15. Dezember 2020

Niklas Liepe spielt 13 von Bachs Goldberg-Variationen auf der Geige und fügt elf neue Intermezzi zeitgenössischer Komponisten ein.

Es wimmelt nur so vor Gold­berg-Varia­tionen in allen Formen und Beset­zungen. Um da heraus­zu­ste­chen bedarf es schon etwas Beson­derem. Das liefert Niklas Liepe. Es fängt damit an, dass der 30-jährige Musiker Geige spielt und nicht etwa ein Tasten­in­stru­ment (oder Harfe, Akkor­deon oder Marimba, die übli­chen Gold­berg­va­ria­ti­ons­tran­skrip­ti­ons­ver­däch­tigen). Und des Weiteren, dass er nicht einfach Andreas Tark­manns Arran­ge­ment der Varia­tionen für Geige bzw. Streich­trio, Streich­or­chester und Cembalo spielt – quasi als groß aufge­legte Vari­ante der Sitko­vetsky-Streich­trio-Version. Niklas Liepe streut in die 13 ausge­suchten Varia­tionen (nebst der beiden Arien) elf kleine, neukom­po­nierte Halb­edel­stein­chen ein, die Bachs Licht brechen, färben, und zurück auf die Varia­tionen werfen.

Niklas Liepe tanzt auf seiner Geige um Bach

Tanzt auf seiner Geige um Bach: Niklas Liepe
(Foto: Kaupo Kikkas)

Von Rolf Rudin über u.a. Dominik Dieterle, , Fried­rich Hein­rich Kern, und Stephan Koncz zum feinen Epilog von hin gibt es da jazzige, Piaz­zoll­aneske, Glas­har­mo­nika-eisge­hauchte, Schnittke-like ange­schmol­zene Inter­mezzi die auf ihre – hier in sich gekehrte, dort extro­ver­tierte – Art um Bach tanzen. Die Bach’schen Gold­berg-Varia­tionen selber werden derweil zu neoba­ro­cken Suiten und kommen den Neukom­po­si­tionen ein Stück entgegen. Für Bach-Lieb­haber mit offenen Ohren sind diese „#Gold­berg­Re­flec­tions“ ein wahrer Schmaus der vom Initiator und Solisten und den Strei­chern der blitz­sauber hinge­legt wird.