News | 18.10.2020

Opus Klassik-Gewinner werben für Erhalt des Musik­le­bens

von Redaktion Nachrichten

18. Oktober 2020

Fast jeder Opus Klassik-Preisträger fordert den Erhalt des Musiklebens in der Pandemie und weist auf die katastrophale Lage hin, in der sich viele Musiker, aber auch andere Berufe im kulturellen Leben befinden. Politiker sollten dafür sorgen, dass nach der Krise noch eine Kulturlandschaft existiert.

Die dies­jäh­rige Verlei­hung des ist zu einem eindring­li­chen Appell für den Erhalt des Musik­le­bens in Zeiten der Pandemie geworden. Fast jeder Preis­träger nutzte seine Dankes­rede am Sonntag für mahnende Worte. Die Geigerin verwies darauf, dass zwei Drittel der Musiker solo-selb­ständig sind. Viele von ihnen seien aktuell nicht nur arbeitslos, sondern lebten an der Armuts­grenze. „Ich nehme den Preis in Empfang für meine Kollegen, die genauso das Recht haben auf der Bühne zu stehen, und genau wie ich fast gar nicht mehr arbeiten können“, sagte die als „Instru­men­ta­listin des Jahres“ Ausge­zeich­nete. Auch viele andere Berufe wie „die Dame an der Garde­robe, der Caterer, der Veran­stalter“ seien von der „kata­stro­phalen Lage“ betroffen, in der sich das kultu­relle Leben gerade befinde. Insge­samt habe der Musik­be­trieb im letzten Jahr 13,6 Milli­arden Euro erwirt­schaftet, „weiß Gott, auch das ein Schatz“, erklärte sie.

Opus Klassik 2020

Opus Klassik 2020

Der Tenor wandte sich direkt an die Politik: „Lassen Sie uns weiter diese wunder­bare Kunst­form ausführen, lassen Sie uns wieder unseren Beruf ausüben.“ Nicht nur die Musiker brauchten das zum Über­leben. Konzerte und Vorstel­lungen seien gerade jetzt eine Möglich­keit, dass die Menschen wenigs­tens für kurze Zeit die Sorgen des Alltags vergessen. Das Publikum bat der Gewinner des „Klassik ohne Grenzen“-Preises: „Wenn Sie nach Ende dieser Krise eine Kultur­land­schaft vorfinden möchten, wie Sie sie vorher genossen haben, müssen Sie das den Poli­ti­kern zu verstehen geben.“ Diese müssten dafür sorgen, dass die Kultur­in­sti­tu­tionen in „nach diesen schwie­rigen Zeiten nicht alle weg sind“.

Der öster­rei­chi­sche Pianist , der für sein Lebens­werk geehrt wurde, erklärte, er habe in den letzten Wochen erlebt, wie Veran­stalter und Publikum „mit höchster Umsicht, Profes­sio­na­lität und Verant­wor­tung agieren“. Es sei ihm „äußerst unver­ständ­lich, warum die Politik das alles zunichte macht“, in dem sie Kultur­stätten mit pauschalen Bestim­mungen lahm­lege. Es brauche keinen blinden Aktio­nismus, betonte er. „Wir benö­tigen maßge­schnei­dertes Handeln nach den örtli­chen Hygie­ne­kon­zep­tionen, die ja gemeinsam von Viro­logen und Experten erstellt wurden und nicht von Poli­ti­kern.“

Die Block­flö­tistin warb dafür, gemeinsam einen Weg aus der Krise zu finden, damit die Kultur keinen Kahl­schlag erleidet. „Und ich finde, es lohnt sich, dafür zu kämpfen“, sagte sie. Der Chef­di­ri­gent des Beet­hoven Orches­ters , , äußerte sich zuver­sicht­lich: „Wir waren nie weg. Und wenn wir wieder richtig da sind, können sich alle ganz schön warm anziehen.“

Wegen der Corona-Pandemie fand auch die Preis­ver­lei­hung im Berliner Konzert­haus am Gendar­men­markt unter beson­deren Hygie­ne­richt­li­nien statt. Im Saal war jede zweite Sitz­reihe ausge­baut und beider­seits von zwei Besu­chern wurden jeweils drei Plätze frei­ge­halten. Das Konzert­haus­or­chester unter der Leitung seiner Ersten Gast­di­ri­gentin spielte in redu­zierter Beset­zung. Einige Lauda­toren hatten kurz­fristig ihre Teil­nahme abge­sagt. Den Gewin­nern wurden die Preise nicht über­reicht, sie mussten sie von einem Hocker in die Hand nehmen. „Selbst­be­die­nung“, meinte Mode­rator Thomas Gott­schalk augen­zwin­kernd.

In diesem Jahr vergab der Opus Klassik Preise in allen 25 Kate­go­rien. Die Gewinner wurden bereits vor einigen Wochen bekannt­ge­geben. Der Musik­preis wird seit 2018 von Plat­ten­la­bels, Verlagen und Konzert­ver­an­stal­tern vergeben, die sich zum Verein zur Förde­rung der Klas­si­schen Musik zusam­men­ge­schlossen haben.

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Fotos: Wieland Aschinger