Ludwig van Beethoven: „Symphony No. 9“, „Chorfantasie op. 80“, Christiane Karg, Sophie Harmsen, Werner Güra u.a., Zürcher Sing-Akademie, Freiburger Barockorchester, Pablo Heras-Casado (HM)

Pablo Heras-Casado

Zwischen Tradi­tion, Revo­lu­tion und Huma­nismus

von Fabian Stallknecht

27. August 2020

Pablo Heras-Casado bietet mit dem Freiburger Barockorchester eine überzeugend unsentimentale Interpretation von Beethovens Neunter Sinfonie.

Einem beliebten Bonmot unter Musi­kern zufolge sind die ersten drei Sätze der Neunten Sinfonie das unbe­kann­teste Werk Beet­ho­vens. Kann man so sehen, schließ­lich ist es der monu­men­tale vierte Satz mit Schil­lers Ode an die Freude, auf den die meisten Hörer warten und der losge­löst vom Rest der Partitur als Sound­track für Staats­akte und pompöse natio­nale Mani­fes­ta­tionen aller Art „Karriere“ gemacht hat.

Histo­risch ange­häufter Bombast

Ein histo­risch ange­häufter Bombast, den glück­li­cher­weise immer mehr Diri­genten konse­quent abräumen und dafür Beet­ho­vens Musik in ihrem Span­nungs­feld zwischen Klassik und Romantik, zwischen Tradi­tion, Revo­lu­tion und Huma­nismus wieder neu entde­cken und erlebbar werden lässt.

Zürcher Singakademie
Setzt die Inter­pre­ta­tion über­zeu­gend um: die
(Foto: © Priska Ketterer)

In diese Phalanx reiht sich auch mit dem ein und bietet eine unsen­ti­men­tale, zuweilen viel­leicht sogar etwas neutrale Lesart der Partitur. Der Orches­ter­klang ist herb und präzise, die Tempi zügig und die moti­vi­schen Linien zwischen den Sätzen genau heraus­ge­ar­beitet, gerade im Über­gang zwischen dem dritten und vierten Satz. Auch die Zürcher Sing-Akademie und das Solis­ten­quar­tett setzen die Inter­pre­ta­tion über­zeu­gend um.

Kristian Bezuidenhout
Spielt Beet­ho­vens Chor­fan­tasie:
(Foto: © Marco Borggreve)

Zusätz­lich gibt es auf der zweiten CD noch das quell­fri­sche Klavier­spiel von Kris­tian Bezu­iden­hout in der Chor­fan­tasie zu genießen.