Ensemble Calmus & amarcord

Präch­tige Fülle

von Walter Weidringer

5. Juli 2019

Das Ensemble Calmus und amarcord erinnern mit Antoine Brumels Messe „Et ecce terrae motus“ an eine theologisch-politisch umkämpfte Zeit.

Als Leip­ziger Dispu­ta­tion ging jenes akade­mi­sche Streit­ge­spräch in die Geschichte ein, das 1519 die Refor­ma­toren Karl­stadt und Martin Luther mit dem papst­treuen Johannes Eck führten. Großen Eindruck machte damals beim Eröff­nungs­got­tes­dienst in der Thomas­kirche eine 12-stim­mige Messe. War es die „Missa Et ecce terrae motus“ des Fran­ko­flamen Antoine Brumel? Ja, sagen die Leip­ziger Ensem­bles Calmus und amar­cord – und verei­nigen dafür erst­mals ihre vokalen Kräfte mit den beiden Sopra­nis­tinnen Anna Kellnhofer und Isabel Schi­cketanz zum runden Dutzend. Die stets diffe­ren­zierte, präch­tige Fülle der Messe reicht von eksta­ti­schem Geschnatter und gran­diosen Disso­nanzen bis zu schwe­bender Ruhe und gött­li­cher Majestät: Alles kosten sie sauber, lust­voll und mit rhyth­mi­schem Drive aus. Passende Grego­rianik, katho­li­sche Kirchen­musik und trot­zige Refor­ma­ti­ons­werke runden diesen klin­genden Einblick in eine theo­lo­gisch-poli­tisch umkämpfte Zeit ab.