Was ist hier gesucht?

Etwas Neues, etwas Engli­sches

von CRESCENDO Redaktion

15. Juli 2020

Der Deutsche mag in seinem Schaffen vielleicht nicht immer erfolgreich gewesen sein, ambitioniert war er.

Es ist an der Zeit. Für eine Verän­de­rung. Es soll um nichts weniger gehen als die Refor­mie­rung der Oper. Eine neue Musik soll entstehen. Eine, „bei der gute Dich­tung die Grund­lage wäre, bei der die Vortreff­lich­keit der Töne nicht herab­ge­zogen wird durch die Jämmer­lich­keit der Gedanken, an die sie gekettet sind“. Richten soll es ausge­rechnet ein Deut­scher, geboren 1685 in an der Saale. Ausge­rechnet einer, der mit seinen Opern bislang ein – naja, sagen wir einmal – eher unglück­li­ches Händ­chen hatte, sowohl künst­le­risch als auch finan­ziell. Aber ein Volk, das nicht einmal davor zurück­schreckt, Scho­ko­riegel zu frit­tieren, lässt sich davon wohl nicht beein­dru­cken. Es fühlt sich statt­dessen viel­leicht sogar noch ange­spornt.

Die Chronik eines Lebens

Von der Oper hat der Deut­sche dann doch endgültig die Finger sein lassen, glück­li­cher­weise könnte man sagen. Denn er schrieb, jenseits des Ärmel­ka­nals, statt­dessen Musik­ge­schichte. Er wagte etwas Neues, etwas Engli­sches, und begeis­terte Publikum und König glei­cher­maßen. Der Deut­sche mag in seinem Schaffen viel­leicht nicht immer erfolg­reich gewesen sein, ambi­tio­niert war er aber auf alle Fälle. In nur drei Wochen bringt er eines seiner berühm­testen Werke zu Papier. Er nimmt sich nichts Gerin­geres vor, als eine der größten Geschichten der Mensch­heit. Die Chronik eines Lebens – und gleich­zeitig ein persön­li­ches Glau­bens­be­kenntnis. Der Kompo­nist kommen­tiert sein Werk so: „Ich glaubte den Himmel offen und den Schöpfer aller Dinge selbst zu sehen.“ Andere, wie zum Beispiel Johann Gott­fried Herder spre­chen von einer prophe­ti­schen und apoka­lyp­ti­schen Verkün­di­gung, „eine Gemeinde der Seelen, eine Geis­ter­ver­samm­lung, kein Theater“.

Das Glanz­stück des Chors

Einige sind aber auch entsetzt. Die Worte der Bibel in einem profanen Theater? Skandal! Der Zusatz „sacred oratio“ soll die kirch­li­chen Würden­träger beru­higen. Den König von soll es bei der Gele­gen­heit aller­dings nicht mehr auf seinem Stuhl gehalten haben. Vor Begeis­te­rung wohl­ge­merkt. Und seine Unter­tanen tun es ihm bis heute nach. Meis­tens dann, wenn der oft mehrere hundert Stimmen umfas­sende Chor zu seinem Glanz­stück abhebt. Für den Kompo­nisten schließt sich mit seinem Werk der Kreis. Es ist eines seiner berühm­testen und erfolg­reichsten Werke – und es ist das letzte Werk, dem er während einer Auffüh­rung im Covent Garden beiwohnt. Acht Tage vor seinem Tod. Er selbst sagte einmal über sein Werk: „Ich würde es bedauern, wenn ich meine Zuhörer nur unter­halten hätte, ich wünschte sie besser zu machen.“ Amen und – Halle­luja.

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