Nils Mönkemeyer

Raus aus der Hoch­kultur-Blase

von Guido Krawinkel

4. Mai 2018

„Klassik für alle“ – so lautet das Motto des Elysium-Festi­vals, das der Brat­scher Ende April zum zweiten Mal in Zusam­men­ar­beit mit der Bonner Caritas veran­staltet. Eigent­lich sollte das eine Selbst­ver­ständ­lich­keit sein, findet jeden­falls Mönke­meyer: „Ich bin der Meinung, dass die Musik ein Allge­meingut für alle Menschen ist. Musik ist etwas, was uns alle verbinden kann.“ Das ist auch der Kern des Anlie­gens, das den welt­weit in den berühm­testen Sälen und mit den bekann­testen Orches­tern konzer­tie­renden Musiker umtreibt: Die Musik muss raus aus der Hoch­kultur-Blase und hin zu den Menschen. „Wichtig ist, nicht nur im eigenen Elfen­bein­turm Musik zu machen, sondern so, dass sich jeder ange­spro­chen fühlt.“

Elysium ist kein Festival, wo nur Mozart und Mozart und Mozart gespielt wird!

Und das tut Mönke­meyer mit einem unkon­ven­tio­nellen, manche Gattungs­grenze spren­genden Programm. „Elysium ist kein Festival, wo nur Mozart und Mozart und Mozart gespielt wird, sondern Werke, die man nicht jeden Tag zu hören bekommt. Es gibt schon viele tolle Festi­vals, ich wollte dem nicht noch ein weiteres ähnli­ches Format hinzu­fügen. Elysium soll ein kammer­mu­si­ka­li­sches Klassik-Fest mit einer guten Sache verbinden.“ In der Bonner Caritas hat Mönke­meyer dafür einen kompe­tenten Partner gefunden, der genau für diese gute Sache steht. „Die Caritas ist hier sehr breit aufge­stellt, sie leistet Hilfe zur Selbst­hilfe. Hier spürt man, dass alle – teil­weise auch noch in ihrer Frei­zeit – mit Hingabe mitar­beiten.“ Die Caritas verteilt die Paten­ti­ckets, die Jeder­mann für bedürf­tige Menschen kaufen kann und ist Ansprech­partner für Menschen, die man sonst nicht erreicht hätte.

Denn eines ist Mönke­meyer wichtig: „Jeder hat das Recht, ins Konzert zu gehen. Viel­leicht gerade dann, wenn man in einer schwie­rigen Lebens­si­tua­tion ist.“ Wie wichtig Musik gerade in solchen Phasen ist, hat der Musiker nicht zuletzt bei der Arbeit mit dem Starke Stimmen-Chor der Caritas erlebt. „Gemein­sames Singen hat eine große Wirkung. Ich glaube, dass wir über manche Dinge besser singen als spre­chen können. Die Musik nimmt in diesen Momenten ein mögli­ches Stigma weg.“

Über manche Dinge können wir besser singen als spre­chen

Der Starke Stimmen Chor wird auch eines der Konzerte im Rahmen des Elysium Festi­vals mitge­stalten. Am Samstag, 28. April, gibt es in der Schwarz­rhein­dorfer Doppel­kirche ein Konzert mit Nils Mönke­meyer, seinen Meis­ter­schü­lern und dem Chor, das einen weiten Bogen von Hilde­gard von Bingen bis spannt. Einen Tag zuvor, am Freitag, 27. April spielt Mönke­meyer zusammen mit dem Theor­bisten Andreas Arend im Museum König Musik von Caspar Sanz bis Jimi Hendrix und am Sonntag, 29. April gibt es eine Feier­stunde auf dem Alten Friedhof am Grab von Ludwig van Beet­ho­vens Mutter.

Das Programm des von DHL als Sponsor unter­stützte Festi­vals ist kurz in diesem Jahr, ließ sich aus logis­ti­schen und termin­li­chen Gründen aber nicht länger ausdehnen. Nils Mönke­meyer, das kann er beim Gespräch nicht verhehlen, ist trotzdem mit Herz­blut dabei.“ Und nicht nur das: im Rahmen des Festi­vals besucht der Musiker auch verschie­dene Einrich­tungen der Caritas und bringt die Musik auch zu jenen, die nicht mehr ins Konzert kommen können. „Auf der Bühne spiele ich für jeden, der im Publikum sitzt. Musik macht viele Dinge für einen Moment unwe­sent­lich, sie ist per se schon inklusiv.“

Fotos: Irene Zandel