News | 06.09.2020

Staats­theater Wies­baden eröffnet Saison mit Opern­doppel

von Redaktion Nachrichten

7. September 2020

"Wiesbadener Staatstheater feiert gelungene Opernpremieren von Rossinis "Barbier von Sevilla" und Mozarts "Hochzeit des Figaro". Regie von Nest überzeugender als die von Laufenberg."

Großen Jubel haben am Wochen­ende im Hessi­schen Staats­theater die zwei Opern­pre­mieren geerntet, deren Libretti auf den Aufklärer Pierre-Augustin Caron de Beaum­ar­chais zurück­gehen: Gioa­chino Rossinis „Barbier von “ am Samstag und Wolf­gang Amadeus Mozarts „Hoch­zeit des Figaro“ am Sonntag. Während musi­ka­lisch beide Neuin­sze­nie­rungen auf ganzer Linie Begeis­te­rung auslösten, konnte in puncto Regie nur der kluge Rossini-Abend von Tilo Nest über­zeugen, der poetisch mit zahl­rei­chen Theater-im-Theater-Effekten spielte. Im Gegen­satz dazu hielt die Figaro-Sicht von tags darauf nicht mehr bereit als eine solide Bebil­de­rung der Verwechs­lungs­ko­mödie. Damit vertat der insze­nie­rende Haus­herr die Chance, eine über beide Abende gespannte erzäh­le­ri­sche Klammer zu veran­kern.

"Der Barbier von Sevilla"

„Der Barbier von Sevilla“

Der frühere Burg­schau­spieler Nest, der sich auch als Theater-Regis­seur und Sänger einen Namen gemacht hat, insze­nierte damit erfolg­reich seine erste Oper. Die im Libretto veran­kerte Musi­ker­truppe um Graf Alma­viva, die der ange­be­teten Rosina ein Ständ­chen bringt, machte er ebenso sinnig wie geheim­nis­voll zu Teilen des Wies­ba­dener Orches­ters, die anfangs dezent in ihre Rollen schlüpfen und nach gesun­gener Oper wieder zu unauf­fäl­ligen Musi­kern mutieren. Dazu passend plat­ziert er das Orchester auf der Bühne, lässt es im Lauf des Gesche­hens im Graben verschwinden und sich mit den zuneh­mend einge­setzten Rokoko-Requi­siten von Gisbert Jäkel in die Bühnen­il­lu­sion einfügen.

Vor Corona-bedingt nur 200 Zuschauern sangen sich am Samstag allen voran Ioan Hotea als Graf Alma­viva und Silvia Hauer in der Rolle Rosinas in die Herzen der Zuschauer, während Anna El-Khashem als tempe­ra­ment­volle Susanna, Heather Enge­bretson als knaben­hafter Cheru­bino und Benjamin Russells Graf Alma­viva am Sonntag wahre Meis­ter­leis­tungen ablie­ferten. Die musi­ka­li­sche Leitung ließ trotz deut­lich redu­ziertem Orchester – Diri­gent Konrad Jung­hänel musste an beiden Abenden mit nur drei ersten Geigen auskommen – nichts an federndem Belcanto und feuriger Mozart-Bril­lanz vermissen.

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