Tedi Papavrami

Das Wunder­bare

von Teresa Pieschacón Raphael

23. Oktober 2021

Ohne Vibrato! Tedi Papavrami beglückt auf seiner Geige mit den Sonaten und Partitas Johann Sebastian Bachs.

Da steht er im leeren Theater Arsenal in Metz, klatscht, um die Akustik zu prüfen und schreitet langsam die Bühne ab – der aus Alba­nien stam­mende in Genf lebende Geiger Tedi Papav­rami. 17 Jahre sei es her, erzählt er in einem YouTube-Video, da habe er die Violin­so­naten und Partiten von Bach erst­mals aufge­führt. Im Lock­down dachte er wieder intensiv an sie.

Tedi Papav­rami im Theater Arsenal bei der Aufnahme der Sonaten und Partiten von

„Ich möchte mehr Spie­le­ri­sches… eine größere rhyth­mi­sche Komple­xität… das Wunder­bare zum Vorschein bringen“. Kurzum: „Mehr Leben“. Und dies auf der modernen Geige von Chris­tian Bayon, von der er meint, dass sie mehr Leucht­kraft besitze als jene ‚alte‘ Geige, die er eben­falls spielt. Vor der Aufnahme hüpft er auf und ab, damit der Körper in die Span­nung kommt, die vonnöten ist, um die horrenden spiel­tech­ni­schen Anfor­de­rungen des Prélude der Dritten Partita BWV 1006 zu bewäl­tigen – das letzte Werk in Bachs Set aus sechs Sonaten und Partiten. Wer Papav­rami in diesem wunder­baren Video erlebt, ganz auf sich gestellt, inmitten eines gähnend leeren, nackten Podiums – der ahnt etwas von der Erfül­lung und dem Glück des Künst­lers, viel­leicht aber auch etwas von seiner Einsam­keit.

Fotos: Kaupo Kikkas