News | 21.05.2020

„Tristan und Isolde“-Ausschnitte bewegen in Wies­baden

von Redaktion Nachrichten

22. Mai 2020

Das Staatstheater Wiesbaden begeisterte das ausverkaufte Haus mit Auszügen aus Wagners "Tristan und Isolde". Das Publikum feierte trotz reduzierter Besetzung.

Stehende Ovationen spen­dete das Publikum am Donners­tag­abend im Großen Haus des Staats­thea­ters für einen hoch­ka­rä­tigen, aller­dings corona-bedingt redu­zierten Maifest­spiel­abend. Bassist als König Marke, Cathe­rine Foster in der Rolle der Isolde und ein gewohnt stimm­starker als Tristan begeis­terten das ausver­kaufte Haus mit Auszügen aus Wagners „Tristan und Isolde“, die mit mini­ma­lis­ti­schen Gesten und Schwarz-Weiß-Film­aus­schnitten im Bühnen­hin­ter­grund ange­rei­chert waren.

Ausver­kauft bedeu­tete unter Einhal­tung der strengen Schutz- und Hygie­ne­vor­schriften, dass 200 Karten von 1.000 Sitz­plätzen vergeben werden durften und jede zweite Reihe frei und zusätz­lich zwischen Besu­chern jeweils drei leere Plätze bleiben mussten. Wegen Covid-19 fiel auch das über­di­men­sio­nale Wagner-Orchester aus. Pianistin Alex­andra Golou­bit­skaia über­nahm am Flügel den aufwen­digen Klavier­auszug-Part und wurde am Ende mit dank­baren Bravo-Rufen über­häuft.

Foster gestal­tete nicht nur Isoldes Zorn und ihr bewegtes Rache­be­dürfnis im Ausschnitt des ersten Aufzugs mit hoch­dra­ma­ti­schem Furor, sondern offen­barte im Duett „Nacht der Liebe“ mit Schager zudem lyri­schen Atem und flie­ßende Melismen. Nach­hal­tigen Eindruck hinter­ließ auch Pape mit Markes bewegter Tristan-Anklage „Tatest Du’s wirk­lich“. Schagers schmet­ternder Tenor wirkte dagegen bisweilen über­zeichnet. Auch der Mezzo­so­pran Marga­rete Joswigs als Bran­gäne über­zeugte nicht durch­gängig. Viel beju­belt wurde dagegen Violi­nistin Lidia Baich, die den Abend gemeinsam mit Pianistin Golou­bit­skaia und dem ersten Satz von Beet­ho­vens Kreutzer-Sonate eröff­nete. „Eine Gele­gen­heit, Beet­ho­vens Geburtstag gleich mit zu feiern“, erklärte Inten­dant diese Programm­er­öff­nung.

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Fotos: Sven Helge Czichy