News | 08.10.2021

Umju­belte Leis­tungs­schau in der neuen Isar­phil­har­monie

von Redaktion Nachrichten

8. Oktober 2021

Die Münchner Philharmoniker haben mit ihrem Chefdirigenten Valery Gergiev die Isarphilharmonie als Ausweichquartier des Gasteig eröffnet. Der neue Saal überzeugt mit einer transparenten, klaren und ausgewogenen Akustik, ist jedoch hell, kalt und eng. Das Eröffnungskonzert war ein Erfolg, aber HP8 soll nicht als Dauerlösung dienen.

Mit einem umju­belten Konzert haben die und ihr Chef­di­ri­gent am Freitag die Isar­phil­har­monie als Ausweich­quar­tier des Münchner Gasteig eröffnet. Program­ma­tisch spannte sich der Bogen von der Urauf­füh­rung des Auftrags­werks „Arising Dances“ von Thierry Escaichs über Maurice Ravels „Daphnis et Chloé“-Suite bis zu Beet­ho­vens Klavier­kon­zert Nr. 4. Dazwi­schen erklangen „Méta­boles“ und ein Satz aus Rodion Scht­sche­drins „The Sealed Angel“ für Chor und Flöte.

Eröffnungskonzert Isarphilharmonie

Eröff­nungs­kon­zert Isar­phil­har­monie

Und wie klingt er nun, der neue Saal, nach der Adresse in der Hans-Preiß­inger-Straße griffig HP8 genannt? Trans­pa­rent, klar bis kris­tallin, an fast allen Plätzen ausge­wogen – und damit leistet er so sehr viel mehr als der Konzert­saal im Gasteig. Die Musiker hören sich – auch das ein Riesen­fort­schritt im Vergleich zum alten Saal.

Und so bril­lierten die Phil­har­mo­niker zur Eröff­nung mit viel Exakt­heit, Tempe­ra­ment und Spiel­freude. Um die Akustik vorzu­führen, hat Gergiev das Programm klug gewählt, von Schlag­werk bis Harfen­klang, von klang­li­cher Opulenz bis zu feinen Soli führt er die Möglich­keiten vor, ein wenig klang das fast schon nach Leis­tungs­pa­rade. star­tete seinen Zyklus der Beet­hoven-Konzerte mit bekanntem Verve und tech­ni­schem Topver­mögen, wobei es Innig­keit und die Atmo­sphäre leiser Töne in diesem Raum sehr schwer haben dürften.

HP 8 ist auch: hell, kalt – es gibt nur wenige Heiz­körper – und eng. Maskenlos durften sich am Eröff­nungs­abend rund 1.800 Menschen im Foyer und den engen Durch- und Aufgängen drän­geln. In einein­halb Jahren Bauzeit wurde der Stadt­wer­kebau umge­rüstet, alles außer dem in Anthrazit gehal­tenen Saal atmet den Charme einer Mischung aus estrich­las­tiger und Indus­trie­halle. Münchens Ober­bür­ger­meister Dieter Reiter (SPD) wusste in der kurzen Ansprache den Namen des Hauses nicht so richtig und unkte bereits, dass das Provi­so­rium lange Bestand haben könnte – eine kleine Spitze gegen das von der Staats­re­gie­rung geplante neue Konzert­haus­pro­jekt.

Fazit: Als Zwischen­lö­sung ist der Saal unbe­dingt ein Gewinn für und weit darüber hinaus, aber nein, bitte HP8 nicht als Dauer­lö­sung. Dazu sind die Sitze zu unbe­quem, die Trep­pen­stufen zu schmal, die Räume zu klein – und eine Gesamt­at­mo­sphäre? Nach dem ersten Reiz der unge­wohnten Optik eher Fehl­an­zeige.

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