News | 07.12.2020

Zurück zu den Sternen: Scala startet Saison mit Opern­gala

von Redaktion Nachrichten

7. Dezember 2020

Die Mailänder Scala eröffnete ihre Saison ohne Publikum. Stattdessen traten renommierte Sänger auf und präsentierten beliebte Arien in einem inszenierten Galaabend, als Solidarität mit Künstlern in der Pandemie. Die ursprünglich geplante Premiere der Oper "Lucia di Lammermoor" musste aufgrund von COVID-19 abgesagt werden.

In unge­wohnter Form hat die Mailänder Scala ihre tradi­tio­nelle Saison­er­öff­nung gefeiert. Inter­na­tional renom­mierte Sänge­rinnen und Sänger wie , , Kris­tīne Opolais, , und präsen­tierten am Montag vor leeren Rängen einen bunten Strauß beliebter Arien. Die ursprüng­lich geplante Première der Oper „Lucia di Lammer­moor“ von musste aufgrund der Corona-Krise abge­sagt werden. Statt­dessen setzte Opern­in­ten­dant Domi­nique Meyer einen insze­nierten Gala­abend an, dessen Motto „A riveder le stelle“ an Dantes „Gött­liche Komödie“ anlehnte. Nach der Live-Über­tra­gung im italie­ni­schen Fern­sehen war das Konzert in zeit­ver­setzt auf der Online-Platt­form Concert zu sehen.

Mailänder Scala

Mailänder Scala

Zur Erin­ne­rung an die im Februar verstor­bene Sängerin Mirella Freni wurde zu Beginn eine Aufnahme der Arie „Io son l’umile ancella“ aus Fran­cesco Cileas Oper „Adriana Lecou­vreur“ einge­spielt. Bühnen­ar­beiter, Schneider und andere Mitar­beiter hinter den Kulissen sangen gemeinsam mit dem Opern­chor die italie­ni­sche Natio­nal­hymne „Inno di Mameli“. Einer der Höhe­punkte des Abends war zwei­fellos der Auftritt von , die für die Haupt­rolle in „Lucia di Lammer­moor“ vorge­sehen war. Souverän inter­pre­tierte die Sopra­nistin die Arie „Regnava nel silenzio“, eines der bekann­testen Stücke aus Doni­zettis Oper. Ebenso ausdrucks­stark sang „La mamma morta“ aus Umberto Giord­anos „Andrea Chénier“. Einen eher enttäu­schenden Eindruck hinter­ließ der Tenor mit „E lucevan le stelle“ aus Giacomo Puccinis „Tosca“.

Diri­gent und die meisten Musiker des Scala-Orches­ters trugen Masken, die Bläser waren durch Plexi­glas­wände vonein­ander getrennt. Regis­seur Davide Liver­more und das Archi­tek­tur­studio Giò Forma verlegten die Opern­revue in echte Kulissen und unter­malten sie mit opulenten Video­clips. Zwischen den Gesangs­dar­bie­tungen traten Mitglieder des Balletts auf. Star­tänzer Roberto Bolle fesselte mit einem Solo unter einem farbigen Licht­kegel. Aus Theater und Kino bekannte Schau­spieler rezi­tierten Gedichte und reflek­tierten über Kunst.

Der Gala­abend stand ganz im Zeichen der Soli­da­rität mit all den Künst­lern, die durch die Pandemie in ihrer Exis­tenz gefährdet sind. „Dann grüßten wir beim Austritt neu die Sterne“, heißt es im letzten Vers der Höllen­se­quenz in der „Gött­li­chen Komödie“. Auf ihrer Jenseits­wan­de­rung steigen Dante und Vergil schließ­lich aus dem Dunkel hervor und sehen das Licht des Himmels. In diesem Sinne sollte das Motto des Abends allen Italie­nern wieder Hoff­nung auf bessere Zeiten machen.

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Fotos: Jean-Christophe Beoinst