Die Bremer FreiKarte – eine erste Bilanz

Quelle: https://www.bremen.de/leben-in-bremen/familie-und-kinder/freikarte

Um die sozialen Folgen der Pandemie in Bremen und Bremerhaven abzuschwächen, unten denen besonders auch Kinder und Jugendliche leiden, hat der Bremer Senat im Frühjahr 2022 beschlossen, für alle Kinder und Jugendlichen im Bundesland eine FreiKarte aufzulegen: 60€ für jede(n), an über 60 Akzeptanzstellen einzulösen. Das Guthaben ist auf einer Gutscheinkarte gespeichert, die ohne Anforderung automatisch an alle Betroffenen geschickt wurde.

Kurz vor Ostern hat die Senatspressestelle eine erste Bilanz gezogen und ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Insgesamt hat der Senat über 100.000 Karten verschickt, über 400.000 mal wurden sie eingesetzt. Es ging um Teilhabe, nicht vorrangig um kulturelle Besuche. Die Einlösezahlen überraschen daher nicht. Die Spitzenreiter bei der Einlösung waren Kinos, Indoor-Spielplätze und Schwimmbäder (genaue Zahlen wurden allerdings nicht vorgelegt).

Nachgefragt, wie z. B. die Theater im Land Bremen von der FreiKarte profitieren, gab es folgende Auskunft: Insgesamt gab es 2.200 Bezahlvorgänge für Theater. Über die Anzahl der Tickets dahinter wurde keine Auskunft gegeben, auch nicht, welche Theater wie oft frequentiert wurden (aus Datenschutzgründen; warum eigentlich, es geht hier ja nicht um die Daten von Privatpersonen).

Bei den Theatern direkt nachgefragt, ergeben sich folgende Zahlen:

Die zu den 2.200 Bezahlvorgängen fehlenden 1.000 verteilen sich also irgendwie auf die verbleibenden Einrichtungen, die keine Auskunft gegeben haben. 

Die FreiKarte ist ausdrücklich als Freizeitkarte gedacht und es ist schön, wenn sie eingesetzt wird und den Kindern eine Freude vermittelt. 

Kinder interessieren sich aber nur in den seltensten Fällen von sich aus fürs Theater, meist kommt der Impuls zum Theaterbesuch von den Eltern oder der Schule ***. 

Insofern ist es nicht verwunderlich, soll aber hiermit notiert werden: die Anzahl der Bezahlvoränge für Theatertickets mit der FreiKarte liegt bei 0,5%.

Wie die kostenlosen Studierendentickets für Theater in vielen deuschen Universitätsstädten funktionieren, untersuche ich gerade. Dazu wird es demnächst einen eigenen Blogbeitrag geben.

Einen etwas anderen Ansatz verfolgt die Bundesregierung. Bei der Staatsministerin für Kultur und Medien Claudia Roth wird derzeit der KulturPass entwickelt, der allen Jugendlichen, die in 2023 18 Jahre alt werden, ein Guthaben von 200€ zur Verfügung stellt – allerdings ausdrücklich für Tickets für Konzerte, Theater, Museen, Bücher und besonders auch für Vinyl-Platten. Der Kulturpass ist ausdrücklich auch zur Nachfragebelebung für die Unterhaltungsindustrie gedacht. Insbesondere Clubs und kleinere Konzertveranstalter leider immer noch an den Nachwirkungen der Pandemie sowie der Inflation. Die Registrierung von Kultureinrichtungen ist bereits möglich.

Quellen: 

FreiKarte hat schon über 400.000 Wünsche erfüllt. Pressemeldung der Bremer Senatspressestelle am 27.3.2023

KulturPass für 18-Jährige, Website der Bundesregierung. Stand: 13.4.2023

*** Der Einsatz der Karte für Schulvorstellungen ist grundsätzlich nicht vorgesehen. Der Theaterbesuch von Kinder- und Jugendvorstellungen im Bremer MOKS ist außerdem  für Schulbesuche am Vormittag grundsätzlich für die Kinder kostenlos, der Bremer Senat trägt die Kosten..

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