Publikumsforschung im Konzert :
Der Trend geht zum Hören mit den Augen

Von Rasmus Peters
Lesezeit: 6 Min.
Was könnte Musik noch sein, wenn sie nicht ausschließlich für sich steht? Anna Netrebko bei der Last Night of the Proms in London, 2007.
Reicht es, wenn da vorne irgendwo ein Orchester spielt? Und wie kann man Nähe zwischen Musik und Publikum herstellen? Ein Experiment will die physiologischen Reaktionen der Hörer beim Konzert messen.

Als Wontae Kim an diesem Morgen aufwacht, weiß er nicht, was ihn am Abend erwartet. Er ist Musiker, Solo-Bratschist im Brandenburgischen Konzertorchester Eberswalde. Auf Instagram entdeckt er einen Post von Amihai Grosz. Gemeinsam mit Alban Gerhardt, Baiba Skride, Gergana Gergova und Michail Afkham spielt Grosz an elf aufeinanderfolgenden Tagen ein Quintett-Programm. Das gängige „Sandwichprogramm“: Klassik, Neue Musik, Romantik. In diesem Fall: Beethoven, Dean, Brahms. Das Konzert findet in einem ehemaligen Pumpwerk statt, dem Berliner Radialsystem. Kim war noch nie dort. Am Ort tummeln sich um den Empfangstresen und im Flur zahlreiche Menschen. Es wimmelt vor Fragen und Neugierde. Hier erfährt Kim, er könne sich das Konzert nicht nur als Besucher, sondern auch als Teilnehmer der Experimental Concert Research (ECR) anhören. Dafür müsse er sich verkabeln lassen. Kim erklärt sich bereit. Er wird Proband Nummer 54.

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