KlassikWoche_RGB_2020-09

Klassik im Perspektivenwechsel

Willkommen in der neuen KlassikWoche,

Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass es gelungen ist, den eigentlichen Autor dieses Newsletters heute zum wohlverdienten Ostereier-Bemalen abzustellen. An diesem Ostermontag übernehme ich, Akzelo Brugmanowitsch, seinen Job, und es ist mir ein Vergnügen, Ihnen heute einen Newsletter vollkommen ohne aufrührerische und kulturgefährdende Klassik-Propaganda und verlogene Recherche anbieten zu können. Dieses Mal lesen Sie hier nichts als die reine Wahrheit – правда! Ein Newsletter, in dem es endlich wieder um die Schönheit der Musik geht und nicht um die störenden Nebengeräusche aus ihrem Maschinenraum! Los geht’s, und: С Пасхой.

HETZKAMPAGNE GEGEN KÜNSTLER DES VATERLANDES

Können wir endlich bitte wieder einfach nur über Musik reden! Sie haben wahrscheinlich mitbekommen, dass der Maestro des großen russischen Vaterlandes, der Musik-Vater von Mütterchen Russland, dass Valery Gergiev Opfer einer unverschämten und offensichtlichen Verleumdungs-Kampagne geworden ist, die ihn seither davon abhält, den Zahnstocher aus dem „Hamerica’s Burger“ zu ziehen, um endlich wieder Musik zu machen. Allein, dass der Urheber dieses Mistkübel-Videos, Alexej Nawalny, schon lange im Gefängnis sitzt, sollte Beweis genug sein, dass er ein Lügner ist. Natürlich kann sich niemand vorstellen, dass dem Genius Gergiev Italien-Immobilien im Wert von mehreren 100 Millionen gehören. Okay, ein stilvoller Palazzo in Venedig – vielleicht. Aber eine Müllhalde und ein – Achtung! – italienisch-amerikanisches Burger-Restaurant mit Giga-Buletten für Neureiche – das ist nun wirklich allzu leicht als Fake News zu erkennen!
Nur westliche Kultur-Snobisten können glauben, dass unser Valery Dirigirowitsch die Kreditkarte einer gemeinnützigen Stiftung (zur Förderung der Jugend) für ein 5.000-Euro-Dinner im Münchner Restaurant der „Schottenhamel und Lechner GmbH“ benutzt hat oder für eine 2.550-Dollar-Rechnung im italienischen Restaurant Cafe Fiorello in New York oder für einen Luxus-Kurs zum Zigarrenrollen oder für merkwürdige Arztbesuche in Baden-Baden! Hier der Gegenbeweis: Unser Maestro wird nicht krank! Никогда! Und außerdem: Neben der VTB Bank, der Gazprombank oder der Stadt Moskau sollen auch westliche Sponsoren in die Stiftung eingezahlt haben. Kann es mehr Beweise für eine offensichtliche Lüge geben? Also, Österreicher, Deutsche, Schweizer – können wir nun bitte endlich wieder Musik machen?!?! Aber wenn ihr Gergiev jetzt wieder einladet, müsst ihr noch ein bisschen warten, da er gerade sein Altenteil am Schwarzen Meer einrichtet und nebenbei Bolschoi und Mariinski zusammenlegen muss.

ENDLICH WIEDER MUSIK!

Teatro-alla-Scala-Fecebook-POst
Zum Glück ist nicht ganz Europa verrückt geworden. Einige verstehen immerhin, dass Musik kein Propaganda-Mittel ist, sondern Ausdruck purer Schönheit, Genuss ohne Reue, Ruhe vom Alltag. Wer will schon jeden Tag Lügen von strapaziösen Spezialeinsätzen hören? Zumal für Diven wie Anna Netrebko Spenden für Donbass-Separatisten, Geburtstagsfeiern im Kreml oder Auftritte mit Putin so selbstverständlich sind wie ein Shopping-Trip in der Blinker-Blinker-Abteilung von Chopard in der Viktor-Emanuel-II.-Galerie in Mailand. Außerdem hat die verdiente Künstlerin unseres Vaterlandes längst zurückgerudert: Nachdem sie den Fehler begangen hatte, sich per Anwalt im Westen von der russischen Spezialoperation zu distanzieren, hat sie umso authentischer in ihrer Insta-Morgenmantel-Story erklärt, dass man in dieser verrückten Welt ja nur alles falsch machen könne.
Welcome back, Anna! Zum Glück haben weitsichtige Intendanten wie Dominique Meyer von der Mailänder Scala das schon am 2. März gesehen und hinter der kapitalistischen Netrebko Cancel-Culture „Fake News“ erkannt. Aber, hey: Schwamm drüber! Sie singt ja wieder – natürlich in Mailand, in Monte-Carlo und in der Arena di Verona! Рубль катится! In Monte Carlo haben sich die Richtigen gefunden: Regisseur ist Guy Montavon, Intendant aus Erfurt, bei dem Hajo Frey 2020 den Lohengrin inszenierte, wofür Montavon schon vorher immer wieder in Freys "Competizione dell'Opera" eingeladen wurde! Auf unsere Netzwerke ist Verlass! Wird auch Zeit, dass die Musik zurückkehrt und die Propaganda schweigt! Denn wir sind doch einig: Anna Netrebko und ihr Jussi-Bär sind die einzig wirklich unpolitische Künstlerin der Welt! Ich freue mich schon jetzt auf die nächste unpolitische „Tosca“: „Vissi d’arte vissi’ per la soldi!

UNSERE AKTUELLEN WELT-NEWS

Villa Wahnfried, das Wohnhaus von Richard Wagner in Bayreuth
Ich kann Ihnen an dieser Stelle versichern, dass die Spezialoperation in der Ukraine auch eine bedeutende Kultur-Operation ist. Eines der frühen Ziele war es, Kulturstätten im Gebiet der Ukraine grundzusanieren, weshalb die Rote Armee den Abriss von Theatern und Opernhäusern ebenso gezielt plant wie die Grundsanierung von Spielplätzen, Kindergärten und Schulen. Auch die einstige ukrainische Residenz von Peter Tschaikowski in Trostjanets (in der Nord-Ost-Ukraine) wurde gewissenhaft bis auf die Grundmauern weggebombt. Ich hoffe sehr, dass die Provinz der Ukraine sich rasch um eine angemessene Renovierung kümmert. +++ Ja, sind die Faschisten denn überall? Jetzt wüten sie auch noch in Bayreuth. Haben Sie gelesen: Die Fassade der Villa Wahnfried, des Bayreuther Domizils von Richard Wagner, wurde mit Nazi-Sprüchen beschmiert! So etwas hätten wir in Russland im Keime erstickt. Die deutsche Polizei sucht noch nach Zeugen! Ein Staat mit dicken Eiern hätte das gesamte Land längst als Nazis entlarvt und ihnen den Krieg erklärt! +++ Ich habe gelesen, dass der frühere Autor dieses Newsletters getwittert hat, das er es richtig fand, dass der Wiener Staatsopern-Chef Bogdan Roščić Buh-Rufern in der Generalprobe zu „Tristan und Isolde“ erklärt hat, dass sie ihre Unwillensbekundungen unterlassen und in der Premiere mit gekauften Karten abgeben könnten. So weit bin ich ausnahmsweise mit Brüggemann einig, als Akzelo Brugmanowitsch kann ich aber nur sagen, dass jede Missfallensbekundung in einem staatlichen Opernhaus bestraft werden sollte – so hätte die Wiener Oper sich auch die Premieren-Blamage letzten Donnerstag erspart! Von Russland lernen heißt: Applaus lernen!

UND WO BLEIBT DAS POSITIVE, HERR BRUGMANOWITSCH?

Ja, wo zum Teufel bleibt es denn. Vielleicht hier: In diesem Newsletter ging es endlich mal nicht um die beknackten Themen des eigentlichen Autors. Sie müssen ja nur seinen Podcast anhören: #metoo, Politik in der Klassik, Kultur in der Ukraine – wen interessiert das schon! Zum Glück hat der Osterferien! Kein Wort in diesem Newsletter über Teodor Currentzis – Помощь – (was ist das?) … nicht um das Konzerthaus in Wien oder um seinen Intendanten Matthias Naske und dessen Kumpel Christoph Lieben-Seutter. Und zum Glück berichten wir auch nicht, dass der Botschafter der Ukraine in Österrerich inzwischen ein klares Bekenntnis von Markus Hinterhäuser bei den Salzburger Festspielen erwartet. Ich hoffe, dass Sie das genossen haben! – Привет я здесь! – (was ist mit der Tastatur los?!). Wer glaubt der Autor dieses Newsletters, dass er sei: dunkle Machenschaften, persönliche Interessen, Eitelkeiten, Skrupellosigkeit oder gar Dummheit gibt es in der Klassik nicht! Manche Schmierfinken glauben sogar, dass die Kulturszene mitverantwortlich an der aktuellen Spezialoperation in der Ukraine sei – und das sogar in der Bildenden Kunst! Die Propaganda-Presse macht einfach vor nichts mehr halt! – Я здесь! (Hey, stopp – ich verliere die Kontrolle) … Наконец-то мой информационный бюллетень снова под моим контролем— это я : Аксель Брюггеманн.

Читали ли Вы уже интервью NDR с художественным руководителем Эльбской филармонии Кристофом Либен-Зойтером? Либен-Зойтер был предшественником и другом шефа венского Концертхауса Матиаса Наске и рассуждал так же, как и Ö1( aвстрийское радио). Kommen Sie, ich habe mich versteckt! Полагаю, что стоило бы еще раз выслушать все доводы и проверить, правда ли это.

DER LIEBEN-SEUTTER FAKTENCHECK

Christoph Lieben-Seutter vor der Elbphilharmonie, deren Intendant er ist
Либен-Зойтер: "Я в гневе, так как господин Брюггеманн, практически в одиночку, сорвал концерт оркестра MusicAeterna в Вене".

Ну а как же! А завтра я полечу на луну в одиночку, послезавтра закончу войну, а затем остановлю Илона Маска от покупки Твиттера! «Дорогой господин Брюггеманн» точно не знает, должен ли он чувствовать себя польщенным или ужасно переоцененным. Может быть и у международного Красного Креста, венского «Каритас» и посла Украины, есть тоже своё мнение, и они сами думают, взвешивают, а потом высказываются? Как можно игнорировать тот факт, что большая часть австрийской прессы тоже задает те же вопросы (Фальтер: «Вопрос уже не в том, должен ли дирижер выступать в концертном зале, а в том, достаточно ли такта у директора зала, чтобы устраивать такой концерт»).

А тот факт, что даже The New York Times сообщила о предистории концерта, также не важен?

Либен-Зойтер: «Банк (ВТБ) — это, безусловно, проблема (…) Содержание великолепного оркестра мирового уровня требует серьёзного финансирования. Никаких субсидий от российского государства Курентзис не получает. Необходимо, чтобы его поддерживал банк, другое учреждение или состоятельный покровитель».

Не секрет, что субсидии от банка ВТБ очень похожи на субсидии от российского государства, только более завуалированные (многие фонды Гергиева также поддерживались банком ВТБ). Председатель банка назначается Путиным, без согласия Путина не выделяется ни один банковский рубль. Факт тот, что оркестр полностью зависит от Путина. Аналогичная ситуация и с владельцем радио «ДОМ», который (также с помощью ВТБ) создает «частную», лояльную Путину пропагандистскую программу и поэтому является одной из немногих частных радиостанций в России, которые до сих пор работают. Другими словами: MusicAeterna зависит от системы Путина и его хорошо оплачиваемого пропагандиста в Санкт-Петербурге, практически на всех финансовых уровнях.

Либен-Зойтер: «У него (Куррентзиса) 200 сотрудников, есть хор, есть оркестр. Он должен быть осторожен, и он прекрасно знает, что судьба его оркестра висит на волоске».

200 сотрудников? Я хотел бы на них взглянуть (что они все делают??? - восхищаются им?)! По правде говоря, MusicAeterna состоит из небольшого коллектива, так называемый "оркестр телефонной книги", и расширяется в зависимости от состава оркестра и заказов. Так что дело не в "судьбе оркестра" - он мог бы продолжить свое существование и в Европе, а именно в финансовой судьбе его дирижера, который живёт в России и платит там низкие налоги.

Либен-Зойтер: "Но мы, конечно же, не будем настаивать, чтобы он избавился в одно мгновение от своих спонсоров, только ради того, чтобы иметь возможность выступать. Кроме мистера Брюггемана никто не требует от него этого."

Итак, мы снова в первом пункте: насколько я знаю, концерт в Вене был отменен не по моей просьбе, а из за того, что Красный Крест, Каритас и посол Украины выразили обеспокоенность. Отменён он был, еще и потому, что планирование этого абсурдного благотворительного концерта было с самого начала ошибкой ( это подвердилось после отказа красного Креста в поддержке концерта).

Либен-Зойтер: «Будучи членом фонда, господин Наске, у которого оркестр MusicAeterna давно постоянный гость, помогал оркестру строить бизнес-планы и находить новых спонсоров».

Если я правильно понимаю: директор венского Концертхауса составляет бизнес-планы для российского оркестра, и как член фонда в Лихтенштейне, " имеет право подписывать все договора" — и это не является конфликтом интересов? Между тем, у меня есть информация от двух коллег в Вене, что Наске за день до того, как стало известно о его членстве в фонде, очень убедительно высказался : «Если я узнаю, что Курентзис и MusicAeterna близки к Путину, они больше точно не выступят в Концертхаусе –у меня нет никаких особых отношений с этим оркестром».

И мы должны ему верить?

In diesem Sinne: Halten Sie die Ohren steif!

Ihr

Axel Brüggemann

brueggemann@crescendo.de

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